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Materialien zur Suizidprävention für Fachpersonen, Betroffene und Angehörige

Personen in psychiatrischen Einrichtungen sowie nach dem Austritt sind besonders suizidgefährdet. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat deshalb zusammen mit Fachpersonen der Angehörigenarbeit und der psychiatrischen Versorgung Materialien zur Suizidprävention am stationär-ambulanten Übergang erarbeitet. Diese richten sich an Fachpersonen, Betroffene und Angehörige.

2019 hat das BAG zusammen mit weiteren Akteurinnen und Akteuren an der Schnittstelle des stationär-ambulanten Übergangs Empfehlungen für Gesundheitsfachpersonen «Suizidprävention bei Klinikaustritten» erarbeitet und veröffentlicht. Im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Suizidprävention und des Förderprogramms «Entlastungsangebote für betreuende Angehörige 2017-2020» wurden seither ergänzende Materialien zur Suizidprävention für Fachpersonen, Betroffene und Angehörige erarbeitet, die das BAG im Oktober 2021 veröffentlicht hat:

  1. Broschüre Angehörige von suizidgefährdeten Personen unterstützen. Empfehlungen für Fachpersonen in der psychiatrischen Versorgung.
  2. Broschüre Klinikaufenthalt bei Suizidalität. Informationen für Angehörige.
  3. Flyer Bei Suizidgedanken: Reden kann retten (mit Notfallkarte). Informationen für Betroffene und Angehörige.
  4. Hilfetool Sicherheitsplan (mit Notfallkarte). Für Personen mit Suizidgedanken.

Die Dokumente können kostenlos als Printversionen beim Bundesamt für Bauten und Logistik BBL bestellt werden. Die digitalen Versionen stehen auf Deutsch, Französisch und Italienisch als PDF zur Verfügung unter www.bag.admin.ch/suizidpraevention > in der psychiatrischen Versorgung.

Angehörige von suizidalen Personen unterstützen

Suizidale Krisen und Suizidversuche betreffen neben der suizidalen Person auch ihre Anghörigen. Familienmitglieder, Freunde oder andere enge Bezugspersonen sind für die Betroffenen sehr wichtig und daher in die Behandlung einzubeziehen. Sie sind aber ebenso wie die suizidale Person verunsichert und grossen Belastungen ausgesetzt. Hier setzt die Broschüre «Angehörige von suizidgefährdeten Personen unterstützen. Empfehlungen für Fachpersonen in der psychiatrischen Versorgung» an. 2020 hat Ecoplan unter Einbezug von Angehörigen das Projekt «Bedürfnisse von Angehörigen mit psychisch erkrankten suizidalen Personen in ihrem Umfeld» durchgeführt. Auf dieser Basis hat das BAG gemeinsam mit dem Verein Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP) und weiteren Fachpersonen die zentralen Bedürfnisse von Angehörigen zusammengefasst und die vorliegenden Empfehlungen erarbeitet.

Die Broschüre richtet sich an Gesundheitsfachpersonen, die suizidgefährdete Personen bei einem Klinikaufenthalt betreuen und behandeln. Thomas Lampert, Co-Präsident des NAP, sagt: «In einer oft dramatischen, akuten Situation können die Empfehlungen helfen, eine Basis für die Zusammenarbeit zwischen Fachpersonen und Angehörigen zu finden. Sie sensibilisieren für die Rahmenbedingungen, Rollen und Bedürfnisse». Die Empfehlungen sind in fünf Themenbereiche vom Eintritt bis zum Austritt der suizidgefährdeten Person gegliedert:

  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Proaktive Kontaktaufnahme und Unterstützung
  • Mehr Gesprächszeit mit Fachpersonen
  • Informationen zum Zusammenleben mit einer suizidgefährdeten Person
  • Frühzeitige Ankündigung der Entlassung

In Anbetracht der teilweise sehr kurzen Klinikaufenthalte und der hohen Belastung von Fachpersonen helfen die Empfehlungen, auf die dringendsten Anliegen von Angehörigen zu fokussieren.

Informationen zum Klinikaufenthalt für Angehörige

Angehörige von suizidalen Personen haben oft Fragen zum Klinikaufenthalt ihrer nahestehenden Person. Die Broschüre «Klinikaufenhalt bei Suizidalität. Informationen für Angehörige» beantwortet einige der häufigsten Fragen: Nicht mehr leben wollen – was bedeutet das? Was passiert beim Klinikeintritt? Welche Rolle übernehmen Angehörige während dem Klinikaufenthalt und was kommt mit dem Austritt und der Rückkehr in den Alltag auf sie zu? Darüber hinaus motiviert sie Angehörige, sich in der schwierigen Zeit auch selber Sorge zu tragen und informiert über Hilfsangebote. 

Über Krisen reden, für den Krisenfall gerüstet sein

Esther Walter, Projektleiterin Suizidprävention beim BAG, betont im spectra podcast zum Thema «Suizidprävention in der Schweiz», wie schnell das Sprechen über Suizid mit Scham verbunden ist, mit Gefühlen des Scheiterns. Auch für Angehörige geht ein Suizid ans Existenzielle. Über Suizid zu sprechen ist aber äusserst wichtig für die Prävention. Der Flyer mit Informationen für Betroffene und Anghörige steht deshalb unter dem Motto «Reden kann retten». Er sensibilisiert beide Zielgruppen dafür, wie wichtig das Reden in Lebenskrisen ist und gibt Mut, weil suizidale Krisen zum Glück oft vorbeigehen. Wird das suizidale Erleben und Verhalten immer drängender, ist es wichtig, professionelle Hilfe beizuziehen – wenn man selber betroffen ist oder sich um jemanden sorgt. Der Flyer bietet eine Übersicht über Hilfsangebote und die wichtigsten allgemeinen Notfallnummern. Und er enthält eine Notfallkarte zum Heraustrennen. Diese kann mit persönlichen Kontakten ergänzt werden.

Suizidale Krisen frühzeitig unterbrechen

Mit dem Instrument des Sicherheitsplans halten suizidgefährdete Personen – begleitet von einer Fachperson – fest, was sie im Krisenfall tun können, um eine suizidale Krise frühzeitig zu unterbrechen. In verschiedenen Abschnitten antizipieren Betroffene, in welchen Fällen sie den Sicherheitsplan aktivieren und was sie dann selber oder mithilfe von Dritten unternehmen können, um nicht weiter in die Krise zu rutschen. «Der Sicherheitsplan soll in einer stabilen Phase und in den eigenen Worten erarbeitet und ausgefüllt werden. So bereitet er auf mögliche Krisen vor und soll suizidales Verhalten vermindern», erklärt Martin Fluder, Bereichsleiter Pflege der Kliniken Sarnen und Luzern. Idealerweise werden Angehörige oder Vertrauenspersonen in diesen Prozess miteinbezogen. Experte Fluder empfiehlt zudem, die festgehaltenen Massnahmen in Rollenspielen zu trainieren. Auch der Sicherheitsplan bietet Platz für Notfallnummern und verfügt über eine Notfallkarte zum Selberausfüllen und Heraustrennen. 

Vielseitig einsetzbare Materialien zur Suizidprävention

Die Umsetzungshilfen können in verschiedensten Settings zum Einsatz kommen. Selbstverständlich rund um Klinikaufenthalte in der psychiatrischen Versorgung, aber auch an anderen Punkten der Versorgungskette ebenso wie bei einem stationären Aufenthalt in einem somatischen Spital (z. B. wenn sich die Person beim Suizidversuch verletzt hat), in einer Hausarztpraxis oder in der ambulanten Nachsorge bei der Psychiaterin oder beim Psychiater. Dabei ist klar: «Eine Broschüre ersetzt nicht den persönlichen Austausch, aber erleichtert und ergänzt diesen.», so Experte Thomas Lampert.

Im Rahmen der Projektförderung Prävention in der Gesundheitsförderung (PGV) von Gesundheitsförderung Schweiz in Zusammenarbeit mit dem BAG widmen sich aktuell fünf Projekte der Suizidprävention. Die Fördermittel umfassen mehr als 5 Millionen Franken über mehrere Jahre. Die PGV-Projekte gehen neue Wege in der Suizidprävention, zum Beispiel mit spezifischen Kurzinterventionen für Personen nach Suizidversuchen, mit Kursen für Angehörige, mit der Vernetzung von Helferinnen und Helfern oder mit Selbstmanagement-Apps. Auch im Kontext dieser schweizweit umgesetzen PGV-Projekte können die Umsetzungshilfen des BAG ergänzend Anwendung finden.

Links

Kontakt

Esther Walter
Projektleitung Suizidprävention 
Sektion Gesundheitliche Chancengleichheit
esther.walter@bag.admin.ch 


Facia Marta Gamez
Projektleitung betreuende Angehörige
Sektion Nationale Gesundheitspolitik
 

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