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Wie Früherkennung und Frühintervention in Altersinstitutionen gelingen kann

Ungünstige Entwicklungen, wie die Entstehung einer Abhängigkeit, oder problematische Verhaltensweisen können sich gerade im dritten und vierten Lebensabschnitt akzentuieren. Besonders Alterszentren eignen sich gut für die Implementierung von Früherkennung und Frühintervention (F+F). Doch wie kann der F+F-Prozess in den Alltag einer Alters- oder Pflegeinstitution integriert werden? Und welche Voraussetzungen braucht es dafür?

Die Menschen in der Schweiz werden zunehmend älter. So gewinnt die Versorgung alternder Menschen eine immer grössere Bedeutung. Eine gelingende Versorgung umfasst das frühzeitige Erkennen und Intervenieren bei problematischem Verhalten oder Abhängigkeiten. Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat der Fachverband Sucht gemeinsam mit dem Alterszentrum Willisau ein Konzept erarbeitet, das sich obigen Fragen annimmt.

Konzept zur Früherkennung und Frühintervention in Alterszentren

Im Auftrag des BAG hat der Fachverband Sucht gemeinsam mit dem Alterszentrum Willisau im Kanton Luzern das Konzept «Früherkennung und Frühintervention (F+F) bei älteren Menschen in einer Altersinstitution» erarbeitet. Eine interdisziplinäre und interprofessionelle Arbeitsgruppe – zusammengesetzt aus Mitarbeitenden der unterschiedlichen Teams des Alterszentrums Willisau sowie externe Fachpersonen der Suchthilfe, der Hausarzt-Medizin und der Alterspsychiatrie – widmete sich innerhalb von drei Workshops dem Thema der F+F. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf eben jene Aspekte gelegt, die im Setting stationäre Alterspflege beeinflussbar sind.

Strukturelle Herausforderungen

Viele der Herausforderungen, denen sich Mitarbeitende in Institutionen der stationären Alterspflege in ihrem beruflichen Alltag stellen müssen, lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. Der Fachkräftemangel im Bereich der Pflege und der medizinischen Grundversorgung im Allgemeinen spitzt sich zu. Die akute Versorgungskrise führt langfristig zu einer Überlastung des Personals und zu einer Senkung der Pflegequalität. Fachpersonen in pflegerischen Institutionen müssen ihre Leistungen mit immer knapperen zeitlichen Ressourcen erbringen. Der Einbezug der psychosozialen und psychiatrischen Aspekte in die Versorgung ist unter diesen Bedingungen stark erschwert. Auch für eine gründliche Diagnostik fehlen teilweise die finanziellen Mittel, zeitliche Ressourcen oder das entsprechende Personal.

Den Institutionen ist empfohlen, Veränderungen im Kleinen zu beginnen. So beinhaltet das Konzept «Früherkennung und Frühintervention (F+F) bei älteren Menschen in einer Altersinstitution» Empfehlungen und Grundsätze, die auf machbare Veränderungen fokussieren.

Grundlagen für F+F schaffen

Dabei sind die in einem Alterszentrum vorhandenen Rahmenbedingungen (wie z.B. klare Rollen, Abläufe, Ziele sowie eine gemeinsame Haltung) zentral: Sie sind die Grundlage für alle weiteren Aktivitäten – auch für F+F. Wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden, wirkt sich dies positiv auf andere Bereiche aus. Als Grundlage für F+F können etwa interne Gefässe für Fallbesprechungen geschaffen und das externe Netzwerk (wie Angehörige, Bezugspersonen und Fachpersonen) stärker einbezogen werden.

Die interprofessionelle und interinstitutionelle Zusammenarbeit fördert auch den Wissens- und Erfahrungsaustausch. «Die persönliche und fachliche Weiterbildung von Mitarbeitenden soll einen hohen Stellenwert haben», so Kristien Menten, Leiterin Betreuung und Pflege im Alterszentrum Willisau. Auch das Alterszentrum Willisau wünscht sich, mehr Kooperationen und Austausch an den internen und externen Schnittstellen. Von einem stärkeren Austausch profitieren sowohl die Bewohnenden als auch die Mitarbeitenden.

Denn F+F ist eine Querschnittaufgabe und soll eine nachhaltige Begleitung der einzelnen Bewohnenden vereinfachen und kurzfristige Reaktionen auf akute Probleme, Schwierigkeiten oder Konflikte – wie sie im Alltag von Alterszentren oft geschehen – vermindern.

Praktische Handlungsanleitung

Das durch den Fachverband Sucht gemeinsam mit dem Alterszentrum Willisau erarbeitete Konzept setzt hier an. Es soll Mitarbeitenden und Führungspersonen einer Pflege- oder Altersinstitution einen Anstoss zur Veränderung der beeinflussbaren Rahmenbedingungen geben. Das Konzept ist eine praktische und inspirierende Handreichung für Pflegeinstitutionen, um positive Veränderungen innerhalb des Möglichen anzugehen. Herzstück des Konzepts ist die Erarbeitung der Grundlagen, die einen F+F-Prozess ermöglichen.

Innerhalb des Konzepts findet sich eine Workshop-Anleitung für Institutionen, die F+F-Prozesse anstossen und implementieren wollen. Die Anleitung zeigt, wie Herausforderungen und Wünsche gemeinsam diskutiert und die Vorarbeiten für einen erfolgreichen F+F-Prozess geleistet werden können. Alterszentren sind ideale Settings zur Implementierung von F+F. Es lohnt sich für jede Pflege- und Altersinstitutionen, ihre Rahmenbedingungen zu überdenken und sich mit F+F zu befassen. Das Konzept soll hierbei unterstützen.

Quellen

Bildquelle: ©lettrafot.ch

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Kontakt

David Hess-Klein
Sektion Gesundheitsförderung und Prävention
david.hess-klein@bag.admin.ch

Externer Kontakt
Olayemi Omodunbi
Fachverband Sucht

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