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Erfolgsfaktoren von mobilen Gesundheits-Apps

Mobile Gesundheits-Apps (mHealth-Apps) für das Smartphone können die Prävention und Behandlung von nichtübertragbaren Krankheiten, psychischen Erkrankungen und Suchtproblematiken unterstützen. In einer Literaturstudie haben die ETH Zürich und die Universitäten St. Gallen und Zürich im Auftrag des BAG die Erfolgsfaktoren solcher Applikationen untersucht.

Die Digitalisierung bietet auch im Gesundheitswesen viele Möglichkeiten: mHealth-Apps können die Prävention und Gesundheitsförderung unterstützen, etwa indem sie Fitness- und Gesundheitsdaten messen oder ihren Nutzerinnen und Nutzern auf spielerische Weise Tipps für eine gesunde Lebensweise geben.

Mittlerweile existieren über 300’000 Gesundheits-Apps. Sie können Gesundheitszustände und Verhalten messen, überwachen und managen. Schrittzähler-Apps zum Beispiel können das Bewegungsverhalten über die Zeit oder mit anderen Nutzerinnen und Nutzern vergleichen. Jedoch variiert die Qualität dieser Apps beträchtlich. Es gibt grosse Unterschiede dahingehend, welche Apps tatsächlich genutzt werden und zu nachhaltigem gesundheitsförderlichem Verhalten anregen.

Wirksame mHealth-Apps sind personalisierbar

Insgesamt ist die Forschung zu Erfolgsfaktoren von mHealth-Apps wenig fortgeschritten. Die bisherige Forschung legt nahe, dass auch bei Apps vor allem die Faktoren wirken, die man auch aus der bewährten kognitiven Verhaltenstherapie kennt. Darüber hinaus will man natürlich auch die genuin digitalen Optionen nutzen, um das Potenzial der Angebote voll ausschöpfen zu können. Letztlich versprechen hybride Systeme den grössten Erfolg, welche individualisierte Inhalte, automatisierte Prozesse und menschliches Coaching integrieren.

Welche Faktoren nun speziell bei Apps in den Bereichen der NCDs, der psychischen Gesundheit und Sucht zu möglichst nachhaltiger Nutzung und Verhaltensänderung führen, haben Forschende der ETH Zürich und der Universitäten St. Gallen und Zürich in einer Literaturstudie untersucht.

Drei zentrale Erfolgsfaktoren

Erfolgreiche mHealth-Apps, die eine kontinuierliche Nutzung aufweisen und Verhaltensänderungen bewirken, zeichnen sich demnach durch drei Merkmale aus:

- individuelle und adaptive Zielsetzungen unter Berücksichtigung persönlicher Bedürfnisse,

- regelmässige Verhaltensbeobachtung und Interaktivität (z.B. durch eine Tagebuchfunktion) und

- unmittelbare und motivierende Rückmeldungen an die Nutzenden (z.B. durch Push-Benachrichtigungen).

Unterstützend für Verhaltensänderungen sind zunächst grundlegende Qualitätsmerkmale wie eine stabile und fehlerfreie Funktionalität, eine intuitive Gestaltung sowie automatisierte Erinnerungen. Bei medizinisch spezifischeren Anwendungen hilft zudem die Möglichkeit, den Prozess durch Fachpersonal und Peers begleiten zu lassen. Auch das Anzeigen von Informationen zu gesundheitlichen Folgen und praktischen Hilfestellungen trägt zur Wirksamkeit bei, wie sich insbesondere im Kontext von Substanzkonsum zeigte. Im Bereich der psychischen Gesundheit unterstützen Techniken zur Verbesserung von Kompetenzen (z.B. eine achtsame Lebensweise) und zum Training kognitiver Prozesse (z.B. das Fördern positiver Gedanken) die Verhaltensänderung.

Nutzung variiert je nach Gesundheitsbereich

Die Forschenden haben neben der Wirksamkeit auch die Nutzung von mHealth-Apps untersucht. Sie zeigen, dass Apps zur Lebensstiländerung und insbesondere Achtsamkeits-Apps besonders intensiv genutzt werden: Dort ist der Grad der kontinuierlichen Nutzung (gemessen am Verhältnis zwischen tatsächlicher und beabsichtigter Nutzung) mit 60 Prozent vergleichsweise am höchsten. Solche Apps können etwa beim Stressabbau oder bei der Verbesserung des Schlafs helfen. Apps zur psychischen Gesundheit, vor allem zu Angst und Depression, weisen einen Nutzungsgrad von 57 Prozent auf, Anwendungen zur Steigerung der körperlichen Aktivität 55 Prozent. Am geringsten ist die kontinuierliche Nutzung beim Substanzkonsum (46%; siehe Grafik)

Kontinuierliche Nutzung nach Bereich. Verhältnis zwischen tatsächlicher und beabsichtigter Nutzung. 100% = alle Personen, welche die App regelmässig nutzen wollen, tun dies auch. Quelle: Haug et al., 2021.

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Kontakt

Antoine Bonvin
Sektion Prävention in der Gesundheitsversorgung
antoine.bonvin@bag.admin.ch

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