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Thermometer in gleissender Sonne zeigt hohe Temperatur an.

Monitoring zur hitzebedingten Sterblichkeit in der Schweiz

Seit 2023 ermittelt der Bund die hitzebedingten Todesfälle und seit 2024 auch für die Kantone. Das Monitoring reicht zurück bis 1980 und erlaubt erste Aussagen über Trends.

Hohe Temperaturen und Hitzeperioden stellen eine erhebliche Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Sie können nicht nur bestehende Erkrankungen wie Herz-Kreislauf‑, Atemwegs-, Nieren- oder psychische Erkrankungen verschlimmern, sondern auch Erschöpfung und Hitzschlag auslösen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Der Klimawandel hat in den letzten Jahrzehnten zu einem Anstieg der durchschnittlichen Sommertemperaturen geführt. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

Das Monitoring der hitzebedingten Sterblichkeit in Kombination mit der retrospektiven Analyse seit 1980 erlaubt es, über diesen vier Jahrzehnte umfassenden Zeitraum hinweg erste Trends abzuleiten. 

Gewisse Anpassung bei moderat heissen Temperaturen möglich

Wie die untenstehende Abbildung verdeutlicht, hat sich die hitzebedingte Sterblichkeitsrate (linke Achse) in den letzten Jahrzehnten nicht im gleichen Masse wie die steigende durchschnittliche Sommertemperatur (rechte Achse) erhöht. Die hitzebedingte Sterberate je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner (EW) fällt in 2023 tiefer aus als für heisse Sommer zu Beginn der Zeitreihe. Die Auswirkungen auf die Sterblichkeit sind heutzutage insbesondere an Tagen mit moderat heissen Tagesmitteltemperaturen tiefer als früher. Auch die Tagesmitteltemperatur bei der die hitzebedingte Sterblichkeit am tiefsten ist, steigt zwischen 1980 und 2023 von 16,0 auf 18,2°C. Dies deutet darauf hin, dass sich die Bevölkerung an die veränderten klimatischen Bedingungen anpasst, insbesondere bei moderat hohen Temperaturen. Diese Anpassung kann auf physiologischen Veränderungen beruhen oder auf der präventiven Wirkung von Hitzeschutzmassnahmen, wie etwa Verhaltensänderungen oder bauliche Vorkehrungen.

Hitzebedingte Sterblichkeit

Quelle: Bericht "Monitoring hitzebedingte Todesfälle: Sommer 2023", Ragettli et al. im Auftrag des BAFU und BAG, 2024

Bei heissen oder sehr heissen Tagen hat die Sterberate zugenommen

Aus der Abbildung geht ebenfalls hervor, dass bei heissen oder sehr heissen Tagen die hitzebedingten Todesfälle zugenommen haben. Es ist ersichtlich, dass es in den 1980er- und 1990er-Jahren nur in Ausnahmejahren hitzebedingte Todesfälle aufgrund sehr heisser Temperaturen gab. In den letzten 10 Jahren gab es jedoch – je nach Hitze – in den Sommermonaten geschätzt rund 20 bis 200 hitzebedingte Todesfälle. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass sehr heisse Tage, mit dem grössten hitzebedingten Sterberisiko, zugenommen hat.

Genfersee-Region, Tessin und Basel-Stadt besonders betroffen

2024 wurden erstmals auch kantonale Schätzungen zur hitzebedingten Sterblichkeit vorgenommen. Für 2023 ermitteln wir für die Genfersee-Region und das Tessin aufgrund der regional stärksten Hitzebelastung die grösste Sterberate (rund 10 Fälle pro 100 000 EW). Die meisten hitzebedingten Todesfälle sind hingegen in den bevölkerungsreichsten Kantonen Waadt, Zürich und Bern aufgetreten (rund 60 bis 80 Fälle). 

Anpassungsmassnahmen: Lücken in Wissen und Umsetzung

Die zunehmende Hitzebelastung erfordert – nebst Klimaschutzmassnahmen – auch Anpassungsmassnahmen zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Das BAG erhebt aktuell in einem Projekt den Stand der Umsetzung solcher Massnahmen im Gesundheitssektor mit verschiedenen Befragungen. So wurde 2023 die Bevölkerung über 50 Jahre zu ihrer Hitzekompetenz befragt. Die Autorinnen und Autoren kamen zum Schluss, dass viele wirksame Verhaltensempfehlungen bei Hitze nicht bekannt sind oder nicht umgesetzt werden. Daher sind eine breite Öffentlichkeitsarbeit sowie zielgruppengerechte Kommunikationsaktivitäten wichtig. Zentrale Informationsquellen sind hierbei klassische Medien, aber auch das soziale Umfeld und Gesundheitsfachpersonen. Im Sommer 2024 befragte das BAG die kantonalen und ausgewählte städtische Gesundheitsdepartemente zu ihren Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung bei Hitze. 2025 und 2026 folgen Befragungen von Gesundheitseinrichtungen und Gesundheitsfachpersonen. 

Das BAG hat 2024 seine Hitzeinformationsmaterialien (für Bevölkerung und Fachpersonen) sowie seine Webseite aktualisiert.

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Kontakt

Esther Walter,  Sektion Weiterentwicklung Gesundheitsversorgung,

Nina Huber, Sektion Weiterentwicklung Gesundheitsversorgung,  

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