View {title}

zurück
Trans Person bei Ärztin

Trans Personen – Diskriminierung abbauen, psychische Gesundheit stärken

Edition No. 143
Feb. 2025
Medizin, Gesundheit und Geschlecht

Eine Studie im Auftrag des BAG zeigt, dass Diskriminierung von trans Menschen mit einer grossen psychischen Belastung zusammenhängt. Für eine integrative und respektvolle Gesundheitsversorgung sollen Fachpersonen deshalb stärker für die Bedürfnisse von trans Personen sensibilisiert werden.

Niemand darf aufgrund seines Geschlechts oder seiner Lebensform diskriminiert werden – dieses Grundrecht schreibt die Bundesverfassung (Art. 8) vor. Dazu gehört ein chancengleicher und bedarfsgerechter Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle. Eine vom BAG in Auftrag gegebene Studie der Hochschule Luzern zur Beantwortung des Postulats Marti (19.3064) über die Gesundheit von lesbischen, gay/schwulen, bisexuellen und trans Personen (LGBT-Personen) hat 2022 gezeigt, dass in diesem Bereich Handlungsbedarf besteht.

Hohe psychische Belastung

Die Studie basiert unter anderem auf einer schweizweiten Online-Befragung, an der neben lesbischen, gay/schwulen und bisexuellen cis Personen auch über 500 trans und non-binäre Personen aus allen Landesteilen teilgenommen haben.

Vor allem im Bereich der psychischen Gesundheit sind trans Personen belastet – dies ein Ergebnis der Studie. Sie sind noch stärker von psychischer Belastung und depressiven Symptomen betroffen als schwule, lesbische und bisexuelle cis Personen (die im Vergleich zum Rest der Bevölkerung ebenfalls stärker betroffen sind). In der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2022 berichten zudem fast 30 Prozent der trans und non-binären Personen von Suizidgedanken. Zum Vergleich: Bei den befragten cis Personen sind es 8 Prozent (Obsan-Bulletin 08/2024).

Trans und non-binäre Personen

Trans Personen sind Menschen, die sich nicht oder nicht vollständig mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde. Non-binäre Personen sind Menschen, die sich nicht oder nicht ausschliesslich mit dem männlichen oder weiblichen Geschlecht identifizieren.

Viele trans Personen haben eine binäre Geschlechtsidentität und identifizieren sich klar als weiblich oder männlich. Gewisse trans Personen sind non-binär. Einige non-binäre Personen identifizieren sich als trans, andere nicht.

Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen

Auch berichten LGBT-Personen von Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität. So haben zwei Drittel der befragten LGBT-Personen mindestens einmal im Leben Diskriminierung oder Gewalt erlebt – und ein Viertel berichtet, mindestens einmal Diskriminierung oder Gewalt in der Gesundheitsversorgung erfahren zu haben. Trans und non-binäre Personen sind davon am stärksten betroffen: Ein Drittel gab an, im Jahr vor der Befragung in der Gesundheitsversorgung diskriminiert worden zu sein. Dabei berichteten sie am häufigsten davon, nicht ernst genommen, übergangen oder ausgegrenzt worden zu sein. Solche negativen Erfahrungen sind problematisch und führen nicht selten dazu, dass LGBT-Personen aus mangelndem Vertrauen in die Gesundheitsversorgung gewisse Gesundheitsleistungen nicht mehr in Anspruch nehmen.

Situation von LGBT-Personen verbessern

Der Bundesrat anerkennt den dringenden Handlungsbedarf im Bereich der psychischen Gesundheit von LGBT-Personen. Sie sollen bei Strategien und Programmen stärker berücksichtigt werden, wie er im Postulatsbericht «Gesundheit von LGBT-Personen in der Schweiz» in Erfüllung des Postulats Marti schreibt.

Ab 2025 umfasst der Massnahmenplan zur Nationalen Strategie Sucht Aktivitäten im Bereich der Prävention, die LGBT-Zielgruppen noch spezifischer ansprechen und den Fokus auf die Sensibilisierung von Fachpersonen legen. Zudem wurde im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Suizidprävention geprüft, wie die Früherkennung und Frühintervention von Suizidalität bei jungen LGBT-Personen verbessert werden kann. Dazu wurde ein digitales Schulungs- und Sensibilisierungs-Tool entwickelt, dessen konzeptionelle Grundlagen interessierten Akteuren zur Verfügung stehen.

Und: Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) erarbeitet zurzeit einen Nationalen Aktionsplan zur Verminderung LGBTIQ-feindlicher «Hate Crimes» und Gewalt (in Erfüllung des Postulats Barrile 20.3820). 

Einsatz aus der Zivilgesellschaft

Nicht wegzudenken ist auch das Engagement von Interessenorganisationen und zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren, die sich für die Anliegen von LGBT-Personen engagieren und Unterstützungsangebote, Aktivitäten und Projekte anbieten. Zu nennen sind insbesondere das Transgender Network Switzerland (TGNS), das LGBT-Personen und ihr Umfeld unterstützt und sich auf nationaler Ebene für ihre Interessen einsetzt. Auch die Aids-Hilfe Schweiz (AHS) ist ein wichtiger Akteur. Die AHS hat im Auftrag des BAG einen Leitfaden für Fachpersonen erarbeitet, der Grundwissen für einen barriere- und diskriminierungsarmen Umgang mit trans Menschen liefert. Zudem bietet die AHS Schulungen an und stellt Informationen zur sexuellen Gesundheit, unter anderem für trans Personen, zur Verfügung.

LGBTIQ-Helpline für Opfer von Diskriminierung und Gewalt

Telefon (Montag bis Freitag, 19 – 21 Uhr): 0800 133 133

Mail: 

Chat und Infos: https://www.lgbtiq-helpline.ch/de

Contact

Morgane Pochon, Sektion Gesundheitliche Chancengleichheit (BAG), , Mitglied der BAG-Arbeitsgruppe Gesundheit von LGBTIQ+ Personen

Niels Rebetez, Bereichsleiter LGBTIQ, Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG, 

Nach oben

Edition 143

Further articles