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Aus erster Hand

Ausgabe Nr. 110
Sep. 2015
Gesundheitskompetenz und Rahmenbedingungen

Ursula Koch und Roy Salveter. Gesundheit ist kein einmal erreichter und dann unveränderlicher Zustand, sondern eine «Balance», die ein Leben lang und jeden Tag aufs Neue aktiv hergestellt werden muss. Heute geht die Gesundheitsförderung davon aus, dass der Mensch Verantwortung für sich, seine Gesundheit und seine Mitwelt übernehmen kann. Das Individuum, seine Lebensumstände und seine Fähigkeit, die eigene Lebenswelt mitzugestalten, sind hierfür zentrale Faktoren. Deshalb steht die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Menschen seit Jahren im Zentrum aller Präventionsbemühungen des Bundesamts für Gesundheit und seiner Partner.

Ursula Koch.

Den individuellen Ressourcen sind jedoch Grenzen gesetzt. Gesellschaftliche Realitäten wie die Veränderung der Arbeits-, Umwelt- und Lebensbedingungen prägen unseren Alltag. Unser Lebensstil wiederum hat einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung oder Vermeidung von nichtübertragbaren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben der Förderung der individuellen Gesundheitskompetenz müssen deshalb auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sie zur Chancengleichheit und zur Lebensqualität der Bevölkerung beitragen. Die 1986 formulierte Ottawa-Charta für Gesundheitsförderung beschreibt fünf Handlungsfelder, die es den Menschen ermöglichen sollen, die Kontrolle über ihre Gesundheit und deren Determinanten zu gewinnen. Dazu gehören die Entwicklung einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik, die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten, die Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen, die Entwicklung persönlicher Kompetenzen und die Neuorientierung der Gesundheitsdienste. Dieser Orientierungsrahmen ist auch 30 Jahre später noch genauso aktuell. Wir wissen heute, dass die Gesundheit der Menschen mehrheitlich von Faktoren ausserhalb der Gesundheitsversorgung und der Gesundheitspolitik bestimmt wird. Der Einbezug anderer Politikbereiche in die Entwicklung gesünderer Lebenswelten ist also unverzichtbar. Es gilt, an die soziale Verantwortung für Gesundheit zu appellieren, mit neuen Partnerschaften die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken und integrierte Versorgungsmodelle zu fördern, die nicht nur die Therapie, sondern eben auch die Prävention in der Grundversorgung verankern.  

Ursula Koch und Roy Salveter,

Co-Leitung der Abteilung Nationale Präventions-programme, Bundesamt für Gesundheit  

Ursula Koch verliess das BAG Ende August 2015. Ein Kurzinterview mit ihr finden Sie auf www.spectra-online.ch

Kontakt

Roy Salveter, Co-Leiter der Abteilung Nationale Präventionsprogramme,

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