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«Die Zukunft des Gesundheitssystems hängt vom EPD ab»

Ausgabe Nr. 138
Okt. 2023
Elektronisches Patientendossier

Forum. Das Gesundheitszentrum Groupe Médical d’Onex hat seit über zehn Jahren an allen Etappen der Einführung des Elektronisches Patientendossier (EPD) in Genf teilgenommen. Trotz Schwierigkeiten im Zu­sammenhang mit der Governance, der tech­nischen Umsetzung und dem Datenschutz waren wir stets davon überzeugt, dass das EPD für die Zukunft des Gesundheitssystems unumgänglich ist.

Das EPD bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere im Hinblick auf die Koordinierung und Integration der Pflege und die Kommunikation zwischen den Fachkräften. Aufgrund der Komplexität der Mitglie­derregistrierung und der zahlreichen technischen Änderungen wird das EPD leider bislang noch zu wenig genutzt. Ein Grund dafür ist auch das Miss­trauen der Schweizer Bevölkerung gegenüber der digitalen Erfassung und Weitergabe ihrer Daten. Auch der Widerstand von Fachleuten gegenüber einer gemeinsamen Gesundheitsakte spielt eine Rolle – sie befürchten, dass dies den Verwaltungs­aufwand erhöhen würde.

Heute liegt die Priorität eindeutig auf dem Daten­schutz und weniger auf den Vorteilen der Digitalisierung. Es besteht ein Bedarf an Informationen und Erklärungen zu den spezifischen Vorteilen digitaler Anwendungen im Hinblick auf die Verbesserung der Gesamtqualität der Gesundheitsversorgung und der Effizienz. Patientinnen und Patienten vertrauen ih­rem Hausarzt und ihrer Hausärztin. Jede und jeder von ihnen könnte eine wichtige Rolle bei der Förde­rung einer verhältnismässigen und für die Patienten nützlichen Digitalisierung spielen. Es ist unerlässlich, Vertrauen zu schaffen, Datensicherheit zu gewähr­leisten und Transparenz über die Verwendung der Daten herzustellen.

Wir freuen uns auf eine erneute Dynamik und eine schnelle Einführung auf kantonaler Ebene. Derzeit verlieren wir viel Zeit mit der Übertragung von Dokumenten zwischen unserem Primärsystem und dem EPD. Die Software verfügt noch über keine entsprechenden Schnittstellen. Wir hoffen, dass bald gemeinsame Pflege­ und Medikationspläne umgesetzt werden.

Ausserdem wird das EPD im Rahmen der Mana­ged-­Care-­Verträge die Qualität der Pflege verbes­sern, indem es eine gründlichere Analyse der medizinischen Daten und Behandlungsergebnisse sowie die Entwicklung von Pflegeprotokollen er­möglicht.

Es ist sicher, dass das bald für alle Akteure ver­pflichtende EPD unsere Ökosysteme tiefgreifend verändern wird. Auch die Art und Weise, wie Ge­sundheitsdienstleistungen erbracht werden, und die Rolle der Patientinnen und Patienten werden sich verändern. Die Zukunft des Gesundheitssystems wird zum grossen Teil von der Rolle und der Verbrei­tung des EPD abhängen und vor allem vom Vertrau­en, das ihm entgegengebracht wird.

Es ist dringend notwendig, Antworten auf folgende Fragen zu finden:

  • Wie können Richtlinien und Vorschriften entwi­ckelt werden, um sicherzustellen, dass das EPD auf ethische Weise und im besten Interesse der Patienten verwendet wird?
  • Wie können sich Organisationen und Anbieter von Gesundheitsleistungen an die sich verän­dernde Landschaft der Gesundheitsversorgung anpassen und vom EPD und von den Erfah­rungen der Patientinnen und Patienten profi­tieren?

Kontakt

Dr. Philippe Schaller
Groupe Médical d’Onex

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