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Demenzerkrankungen – eine Herausforderung für Gesellschaft und Gesundheitssystem

Ausgabe Nr. 101
Nov. 2013
Transgender

Nationale Demenzstrategie 2014–2017. In der Schweiz leben heute rund 110 000 Menschen mit einer Demenzerkrankung – Tendenz steigend. Mit einer Nationalen Demenzstrategie soll diese wachsende Herausforderung gezielt angegangen werden.

In der Schweiz erkranken pro Jahr schätzungsweise 25 000 Menschen an einer Demenz. Davon betroffen sind vor allem ältere Menschen ab dem 80. Lebensjahr. In der Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen ist jede achte Person demenzkrank. Die Erkrankungen nehmen bereits ab dem 65. Altersjahr zu, jedoch in relativ geringem Mass: In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen leiden nur knapp 3% an dieser Krankheit. Weil das Alter der Hauptrisikofaktor für eine Demenzerkrankung ist und die Menschen immer älter werden, wird die Zahl der Erkrankungen in Zukunft stetig zunehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2030 die Zahl der Demenzkranken in der Schweiz auf über 190 000 und bis 2060 auf gegen 300 000 steigen wird.
Die Anzeichen einer Demenzerkrankung führen nicht zwingend zu einer Diagnose. Man nimmt an, dass in der Schweiz noch weniger als die Hälfte der Erkrankten über eine klare Diagnose verfügt. Wenn eine Diagnose fehlt oder die Krankheit zu spät erkannt wird, kann das dazu führen, dass  Beratung und Unterstützung sowie eine angemessene Behandlung verhindert werden.

Viele indirekt Betroffene
In der Schweiz lebt gut die Hälfte der an Demenz erkrankten Menschen zu Hause. Das führt dazu, dass viele Personen auch indirekt von der Krankheit betroffen sind. Dazu gehören nahe Bezugspersonen wie Familienmitglieder, Freunde oder unterstützende Personen aus der Nachbarschaft. Hinzu kommen Menschen, die in ihrem Berufsalltag regelmässig mit Demenzkranken zu tun haben. So dürften in der Schweiz rund eine halbe Million Menschen von Demenz direkt oder indirekt betroffen sein. In einer repräsentativen Umfrage der Universität Zürich aus dem Jahr 2012 gaben zwei Drittel der Befragten an, bereits mit Demenzkranken Kontakt gehabt zu haben. In der Hälfte der Fälle stammte diese Person aus der eigenen Familie oder der Verwandtschaft.

Volkswirtschaftliche Kosten von rund 7 Milliarden
Gemäss ersten Berechnungen belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten der Demenzerkrankungen gegenwärtig auf knapp 7 Milliarden Franken. Davon sind rund 4 Milliarden direkte Kosten, etwa für  Pflege, Arztbesuche, Spitalaufenthalte oder Medikamente. Die restlichen 3 Milliarden entsprechen dem geschätzten Marktwert der unbezahlten Betreuungs- und Pflegeleistungen, welche die nahestehenden Bezugspersonen erbringen.

Strategieziel: Lebensqualität erhalten
Diese Zahlen zeigen, dass Demenzerkrankungen eine Herausforderung für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem darstellen. Dieser Herausforderung soll mit der Nationalen Demenzstrategie 2014–2017 begegnet werden. Diese Strategie orientiert sich an den verschiedenen Phasen einer Demenzerkrankung, die je nach Ausprägung von den Betroffenen unterschiedlich wahrgenommen werden und an das Gesundheitssystem spezifische Anforderungen stellen. Das Hauptanliegen der Nationalen Demenzstrategie besteht darin, die Betroffenen zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu wahren und zu fördern. Die Versorgung soll qualitativ hochstehend sein und über den gesamten Krankheitsverlauf den Bedürfnissen der Betroffenen entsprechen.

Partizipativer Ansatz
Den Anstoss zur Nationalen Demenzstrategie 2014–2017 hat das Parlament mit der Überweisung von zwei Motionen im März 2012 gegeben. Die Ausarbeitung und die Umsetzung erfolgen im Rahmen des «Dialogs Nationale Gesundheitspolitik», einer vom Bund und den Kantonen getragenen Plattform. Das Bundesamt für Gesundheit und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren tragen gemeinsam die Verantwortung im Strategieprozess.
Die Nationale Demenzstrategie reiht sich in die Prioritäten der gesundheitspolitischen Gesamtstrategie «Gesundheit2020» ein, welche der Bundesrat im Januar dieses Jahres verabschiedet hat. Zwei der Hauptpfeiler dieser Gesamtschau sind die Sicherung der Versorgungsqualität und das Erhalten der Lebensqualität.
Um eine nachhaltige und praxisnahe Strategie zu erarbeiten, ist es unerlässlich, den prioritären Handlungsbedarf zu definieren und dabei den Wissens­transfer von der Praxis und der Forschung zur Politik zu garantieren. Im gesamten Prozess der Strategieausarbeitung wurde deshalb ein partizipativer Ansatz gewählt: Beteiligt sind Vertretungen von Betroffenenorganisationen, Berufs- und Fachverbänden, Leistungserbringern sowie Vertretungen von Bund, Kantonen und Gemeinden.

Die Nationalen Demenzstrategie 2014–2017 wird voraussichtlich in der zweiten Novemberhälfte vom «Dialog Nationale Gesundheitspolitik» verabschiedet.

Kontakt

Verena Hanselmann, Abteilung Gesundheitsstrategien, verena.hanselmann@bag.admin.ch

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