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Globale Strategien für globale Probleme verlangen eine nationale Umsetzung!

Ausgabe Nr. 89
Nov. 2011
Internationales

Ernährung und Bewegung. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 2008 die nichtübertragbaren Krankheiten (Diabetes, Herzkreislaufkrankheiten, Krebs und Atemwegserkrankungen) weltweit für 63% der Todesfälle verantwortlich. Die Zunahme der nichtübertragbaren Krankheiten und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Gesundheits- und Sozialsystem sowie die Wirtschaft stellen für viele Länder eine grosse Herausforderung dar.

Hauptursache dafür liegt im heutigen Lebensstil. Fünf der sieben wichtigsten Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten stehen mit Ernährung und Bewegung in Verbindung: Bluthochdruck, hoher Blut-Cholesterolgehalt, Übergewicht, geringer Früchte- und Gemüsekonsum und Inaktivität. Die beiden weiteren Risikofaktoren sind Tabak und der problematische Alkoholkonsum.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die UN-Generalversammlung am 19. und 20. September 2011 in New York einen gesundheitspolitischen Gipfel zum Thema «Nichtübertragbare Krankheiten» einberufen. Ziel ist es, wirkungsvolle und globale Lösungen gegen den stetigen Anstieg von nichtübertragbaren Krankheiten zu entwickeln.

Risikofaktor Übergewicht und Adipositas
Die Förderung eines gesunden Lebensstils zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten ist sowohl für die Europäische Union (EU) wie auch die WHO seit Jahren ein wichtiges Ziel. Immer mehr Menschen in Europa leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit. Heutzutage nehmen die meisten von uns zu viele Kalorien auf und bewegen sich zu wenig. Daher haben die WHO und die EU eine ausgewogene Ernährung und regel­mässige Bewegung zu Schlüsselprioritäten ihrer Gesundheitspolitik gemacht.

Weltgesundheitsorganisation
Bereits im Mai 2004 hat die WHO die «Globale Strategie für Ernährung, Bewegung und Gesundheit» verabschiedet und die Regierungen aufgefordert, diese ihren jeweiligen nationalen Verhältnissen anzupassen. Zwei Jahre später (November 2006) nahmen die europäischen Gesundheitsminister in Istanbul die «Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas» an. Im Mai 2010 wurden die WHO-Empfehlungen für die Vermarktung von energiereichen Lebensmitteln und nichtalkoholischen Getränken an Kinder von den Regierungen gebilligt. Ziel dabei ist es, die Wirkung von auf Kinder zielender Werbung für Lebensmittel und Getränke, die einen hohen Anteil an gesättigten Fetten, Transfettsäuren, Zucker oder Salz haben, zu verringern.

Europäische Union
Im Mai 2007 verabschiedete die Europäische Kommission das Weissbuch «Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa». Im Weissbuch wird verstärkt zu handlungsorientierten Partnerschaften auf diesem Gebiet aufgerufen. Zu den wichtigsten Zielen gehören u.a. die Stärkung der Selbstverantwortung, die Verbesserung der Konsumenteninformation, die Überprüfung der Lebensmittelzusammensetzung (weniger Salz, weniger Zucker und bessere Fettqualität), die Verbesserung der Datengrundlagen und Förderung der Forschung. Die Lancierung der EU-Aktionsplattform für Ernährung, Bewegung und Gesundheit bietet ein Forum für wichtige Vertreter u.a. der Nahrungsmittelindustrie, des Einzelhandels, der Werbebranche und für Organisationen im Gesundheitsbereich. Ausserdem wurde eine hochrangige Gruppe (HG) aus Regierungsvertretenden aller Mitgliedstaaten geschaffen. Sie sorgt für einen raschen Austausch von Wissen und Erfahrungen zur Lösung von Problemen im Zusammenhang mit Adipositas. 2009 und 2010 hat die HG die Kommission um die Einberufung von Experten gebeten, um die Grundlagen folgender Initiativen vorzubereiten: Salzstrategie (2008/2009) und Rahmenstrategie zur Reduzierung des Fett- und Zuckergehalts (inkl. Gemeinschaftsgastronomie) in Lebensmitteln (2010/2011). Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) befasst sich neben den klassischen Lebensmittelsicherheitsfragen mit Fragen im Ernährungsbereich, z.B. Zulassung von Gesundheitsanpreisungen und Nährstoffempfehlungen.

Umsetzung in der Schweiz
Die Schweiz hat sich an den internationalen Strategieentwicklungen der WHO und der WHO Europa aktiv beteiligt. Die Charta der WHO Europa, die WHO-Strategie und das Weissbuch der EU stellten wesentliche Grundlagen bei Erarbeitung des Nationalen Programms Ernährung und Bewegung 2008–2012 (NPEB) dar und sind auch in der Umsetzungsphase wegweisend für die BAG-Aktivitäten. Die Erkenntnisse aus der EFSA und der HG, an der die Schweiz teilnimmt, flies­sen in die Schweizer Projekte, Strategien und Empfehlungen des NPEB ein. Die Schweizer Salzstrategie ist eine gutes Beispiel dafür, wie WHO-Empfehlungen und die Globale Salzstrategie der EU zu einer nationalen Strategie führten.
Ein hoher Kochsalzkonsum erhöht das Risiko, an einer Herz-Kreislaufkrankheit zu erkranken. Die WHO empfiehlt daher im Bericht «Diet, nutrition and the prevention of chronic diseases» einen Kochsalzkonsum von weniger als 5 Gramm pro Tag. In der Schweiz liegt der Salzkonsum mit schätzungsweise rund 10 Gramm pro Person und Tag deutlich darüber.
Dafür verantwortlich sind vor allem verarbeitete Lebensmittel wie Brot, Käse, Würste und andere Fleischprodukte, Suppen und Fertigmahlzeiten. Sie enthalten viel «verstecktes» Kochsalz. Bis 2012 soll der Salzkonsum um bis 16% (4% pro Jahr) auf 8 Gramm pro Tag und Person gesenkt werden. Längerfristig werden die empfohlenen maximalen 5 Gramm pro Tag angestrebt.
Die Umsetzung dieser Schweizer Salzstrategie soll zu einer merklichen Reduktion des Risikofaktors Bluthochdruck beitragen, die Lebensqualität erhöhen und die Gesundheit der Bevölkerung verbessern. Die Umsetzung der Salzstrategie erfolgt über actionsanté.

Kontakt

Liliane Bruggmann, Leiterin Sektion Ernährung und Bewegung, liliane.bruggmann@bag.admin.ch

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