Wenn das Vergessen nicht gelingt
Jan. 2013Ethik und Public Health
Posttraumatische Belastungsstörungen. Eine neue Broschüre des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) informiert auf anschauliche Weise über Traumata und deren Folgen.
Krieg, Vertreibung, Folter oder Vergewaltigung: Es gibt viele Ereignisse, die Menschen traumatisieren können. Auch Erdbeben und Autounfälle können zu einem Trauma führen, menschliche Gewalt verursacht jedoch meist tiefere seelische Wunden als Naturkatastrophen oder Unfälle. Stark betroffen von Traumata sind insbesondere Migrantinnen und Migranten. «Man schätzt, dass jeder vierte Migrant in der Schweiz traumatisiert ist», sagt Thomas Hofer, Mitarbeiter des Ambulatoriums für Folter- und Kriegsopfer des SRK und Autor der neuen Infobroschüre «Wenn das Vergessen nicht gelingt».
Trauma erkennen und Hilfe holen
Die Broschüre ist im Rahmen des Nationalen Programms Migration und Gesundheit durch das BAG finanziert worden und richtet sich an traumatisierte Menschen, insbesondere an Migrantinnen und Migranten und deren Angehörige. Sie informiert anschaulich über Entstehung, Symptome, Folgen und Bewältigung von Traumata und posttraumatischen Belastungsstörungen bei Erwachsenen und Kindern. «Mit der Broschüre wollen wir dazu beitragen, dass traumatisierte Menschen ihre Erkrankung erkennen und Hilfe in Anspruch nehmen», sagt Hofer.
Dauerstress und Schlafstörungen
Bei einer posttraumatischen Belastungsstörung tauchen die Erinnerungen an ein schlimmes Ereignis immer wieder auf. Gleichzeitig versuchen die Betroffenen, das Erlebte zu verdrängen und ihre Gefühle zu betäuben, um weniger zu leiden. Sie befinden sich dabei in Dauerstress und ständiger Alarmbereitschaft. Dies kann zu Schlafstörungen, Depressionen, Angststörungen oder gar zu Suizid führen. Die psychischen Symptome werden oft von physischen Beschwerden wie Rücken-, Bauch- oder Kopfschmerzen begleitet.
Gute Therapieprognosen
Posttraumatische Belastungsstörungen lassen sich in der Regel gut behandeln. «Am besten wirkt eine Psychotherapie, um das Erlebte zu verarbeiten und einzuordnen», erklärt Hofer. Auch Medikamente können bei gewissen Symptomen helfen, ersetzen aber keine Psychotherapie. Die Broschüre gibt eine Übersicht über geeignete Ansprechpartner und eine Liste von Anlaufstellen speziell für Migrantinnen und Migranten.
Broschüre in 5 Sprachen
«Wenn das Vergessen nicht gelingt – Ein psychisches Trauma kann alle treffen». Hrsg. Schweizerisches Rotes Kreuz SRK, 32 Seiten, erhältlich in Deutsch, Albanisch, Französisch, Türkisch, Kroatisch/Serbisch/Bosnisch. Gratis-Download oder Bestellung unter www.migesplus.ch.
Kontakt
Martin Wälchli, Nationales Programm Migration und Gesundheit, martin.waelchli@bag.admin.ch