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Aus erster Hand

Ausgabe Nr. 81
Jul. 2010
Soziale Determinanten der Gesundheit

Editorial Pascal Strupler. In den letzten Jahrzehnten haben sich in der Schweiz vielfältige Angebote zu Gesundheitsförderung, Prävention und Früh­erkennung etabliert. Sie richten sich an eine breite Öffentlichkeit, an Jugendliche, Schulen usw. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Prävention unter bestimmten Bedingungen wirksam und wirtschaftlich ist.

Aber erreichen diese Massnahmen auch alle, die sie nötig haben?

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung des 21. Jahrhunderts muss diese alte Frage neu gestellt werden.
Noch nie in der Geschichte waren in den industrialisierten Ländern so viele Menschen bei guter Gesundheit und durften sich über eine so hohe Lebenserwartung freuen. Nationale und internationale Erhebungen zeigen jedoch, dass nicht alle gleichermassen von dieser Entwicklung profitieren. Es besteht ein deutliches gesundheitliches Gefälle zwischen den niedrigsten und den höchsten sozialen Schichten. So leben beispielsweise Arbeitnehmende mit einer Anlehre durchschnittlich über fünf Jahre weniger lang als Arbeitnehmende mit einem Hochschulabschluss. Überdies leiden sie in ihrem kürzeren Leben auch häufiger an gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Gesundheit und das Auftreten von Krankheit sind nicht allein verhaltensabhängig. Sie folgen gesellschaftlichen Mustern, die massgeblich von den Lebensbedingungen, dem Bildungsstand, dem Beruf und dem Einkommen beeinflusst werden. Aber auch die Herkunft (Migration), das Geschlecht sowie die Verfügbarkeit und die Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung, inklusive Prävention und Gesundheitsförderung, spielen eine Rolle.

Diese Ausgabe von «spectra» gibt Einblick in die Zusammenhänge der sozialen Determinanten der Gesundheit. Sie werden erkennen, dass sowohl auf konzeptueller Ebene als auch in der Umsetzung gute Ansätze vorhanden sind, um die gesundheitliche Chancengleichheit zu fördern – für alle. In Zukunft wird sich das Bundesamt für Gesundheit vermehrt mit diesen Fragen auseinandersetzen müssen, denn im Wechselspiel von Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheit steht die Gesundheit – ob determinierend oder determiniert, ob bestimmend oder fremdbestimmt – voll im Zentrum.


Pascal Strupler
Direktor Bundesamt für Gesundheit

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