Übergewicht belastet das Gesundheitsbudget schwer
Mai. 2010Prävention rentiert!
Übergewicht und Adipositas. 2007 litten 37% der erwachsenen Schweizer Bevölkerung an Übergewicht. Schätzungen zufolge wird sich dieser hohe Anteil in den nächsten zehn Jahren kaum verändern. Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) verursachen derzeit jährlich 5,8 Milliarden Franken direkte und indirekte Gesundheitskosten.
Zwischen 1992 und 2007 ist der Anteil der Bevölkerung, der an Übergewicht leidet, von 30,3% auf 37,3% gestiegen. Besonders ausgeprägt war diese Entwicklung bei der männlichen Bevölkerung, während der Anteil bei den Frauen mehr oder weniger stabil war. Eine Studie zur Gesundheitskostenlast von Übergewicht (BMI 25–30) und Adipositas (BMI >30) geht davon aus, dass die Ausbreitung dieser Krankheiten in der Schweiz glücklicherweise ihren Gipfel praktisch erreicht hat, aber leider mindestens bis 2022 auf diesem hohen Niveau verharren könnte. Knapp 50% der männlichen und knapp 30% der weiblichen Bevölkerung in der Schweiz werden mit grosser Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren an Übergewicht oder Adipositas leiden.
Die Studie wurde vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegeben und von HealthEcon, einer Beratungsfirma im Bereich Gesundheitsökonomie, durchgeführt. Die Daten stammen aus den Schweizerischen Gesundheitsbefragungen 1992 bis 2007.
4 Milliarden Franken Gesundheitskosten
Der Studie zufolge belaufen sich die direkten Gesundheitskosten von Übergewicht und Adipositas auf rund 4 Milliarden Franken pro Jahr (Stand 2007). Das entspricht 7,3% der gesamten Gesundheitskosten der Schweiz. Die direkten Kosten umfassen alle Ausgaben, die unmittelbar durch die Behandlung und die Prävention von Übergewicht und Adipositas anfallen. Dazu kommen indirekte Kosten von 3.9 Milliarden Franken, verursacht durch Krankheiten, die von Übergewicht und Adipositas stark begünstigt werden. Dies sind insbesondere Diabetes Typ 2, Herzkrankheiten, Ostheoarthritis, Asthma, Depressionen oder Krebs. Gemäss Studie können insgesamt um 5,8 Milliarden Franken solcher direkten und indirekten Kosten dem Übergewicht oder der Adipositas zugeschrieben werden.
Was bedeutet eine derartige Entwicklung für die Bevölkerung der Schweiz im Allgemeinen und für das Gesundheitssystem im Besonderen? In den nächsten zwei Jahrzehnten kommt die «Babyboom»-Generation ins Seniorenalter, sodass in Zukunft die über 65-Jährigen ca. ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ausmachen werden. Ein erheblicher Teil der Ressourcen im Gesundheitsbereich wird für diese Menschen eingesetzt werden müssen. Schon allein wegen dieser demografischen Entwicklung wiegen die direkten Gesundheitskosten von Übergewicht und Adipositas schwer – zu schwer für das nationale Gesundheitsbudget. Gefragt sind also kosteneffiziente und nachhaltige Massnahmen und Präventionsstrategien, um die Übergewichtsepidemie einzudämmen.
Beim Lebensstil ansetzen
Die Palette an Behandlungsformen für Übergewicht und insbesondere Adipositas ist gross: Diät, Bewegung, Verhaltensänderung, medikamentöse Behandlungen oder auch operative Eingriffe. Eine frühere Studie von HealthEcon hat ergeben, dass auf den Lebensstil ausgerichtete Massnahmen zu Verbesserungen von Stoffwechselstörungen führen. Solche Störungen sind zum Beispiel erhöhter Blutdruck oder verminderte Insulinempfindlichkeit – alles Symptome, die mit der Entwicklung von Adipositas und Folgekrankheiten von Adipositas (Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen usw.) verbunden sind. Zudem wurde aufgezeigt, dass Massnahmen zur Veränderung des Lebensstils ein wirksames Präventionsinstrument sind, dessen positive Auswirkungen mehr als drei Jahre lang anhalten. Den Prognosen zum Trotz muss den überflüssigen Kilos auf jeden Fall der Kampf angesagt werden. Es darf nicht einfach hingenommen werden, dass zwei von fünf Personen in der Schweiz übergewichtig oder adipös bleiben.
Jedes fünfte Kind ist zu dick
Auch bei Kindern und Jugendlichen haben Übergewicht und Adipositas in den letzten Jahren zugenommen. Gemäss vorsichtigen Schätzungen ist es jeodch möglich, dass der Höhepunkt der Übergewichtsproblematik bei den Kindern in den nächsten Jahren erreicht ist.
Kontakt
Valérie Bourdin, Sektion Ernährung und Bewegung, valerie.bourdin@bag.admin.ch