
Diversity Mainstreaming verhindert Diskriminierungen
Jan. 2011Nationale Präventionsprogramme
Chancengleichheit im Gesundheitswesen. Diversity Mainstreaming ist eine Strategie, die soziale Determinanten wie Geschlecht, Alter oder Herkunft berücksichtigt. Sie ist ein wirksames Instrument, um Diskriminierungen in der Ausgestaltung des Gesundheitsangebots zu verhindern und die Qualität des Gesundheitssystems zu verbessern.
Unsere Gesellschaft ist geprägt von einer Vielfalt von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Gesundheitsbedürfnissen und -risiken. So haben Frauen und Männer zum Beispiel unterschiedliche Gesundheits- und Krankheitsprofile. Einige Teile der Migrationsbevölkerung sind grösseren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und haben weniger leicht Zugang zu unserem Gesundheitssystem als die einheimische Bevölkerung. Ältere Menschen oder Menschen mit einer körperlichen Behinderung wiederum sind aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität auf angepasste Zugangswege zur Nutzung gesundheitlicher Dienstleistungen angewiesen.
Ungleich verteilte Zugänge zu gesundheitlichen Ressourcen und die Vernachlässigung spezifischer Bedürfnisse von Menschen können zu Chancenungerechtigkeit und -ungleichheiten im Gesundheitssystem führen. Alle am Gesundheitssystem Beteiligten können jedoch einen Beitrag zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit leisten, indem sie Massnahmen zur Befriedigung der vielfältigen Bedürfnisse und zur Verstärkung vorhandener Gesundheitsressourcen entwickeln. Hierzu brauchen wir das Wissen und die Reflexion zu bestehenden Chancenungleichheiten zwischen und innerhalb der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Und wir müssen dieses Wissen in der täglichen Arbeit und in jedem Entscheidprozess konsequent einbringen (Top-down-Mainstreaming). Das ist das Prinzip von Diversity Mainstreaming.
Mehrarbeit zahlt sich aus
In der Entwicklung von Präventionsprogrammen bedeutet Diversity Mainstreaming, einzelne oder mehrere Diversity-Dimensionen (siehe Grafik) bei der Analyse der Ausgangslage, bei der Ziel- und Massnahmendefinition und bei der Evaluation systematisch zu berücksichtigen. Ein konsequentes Diversity Mainstreaming bringt in einer ersten Phase zwar Mehrarbeit mit sich, doch diese zahlt sich aus, denn die Zielgruppen und Ziele einer Intervention werden viel besser erreicht. Dies zeigen zum Beispiel die migrationssensible HIV/Aids-Prävention «Afrimedia» der Aids-Hilfe Schweiz oder die gendersensible Suchtarbeit des BAG (siehe Artikel «Gender Mainstreaming in der Suchtarbeit»).
BAG hat Pilotprojekt lanciert
Im Bundesamt für Gesundheit (BAG) laufen seit mehreren Jahren verschiedene Aktivitäten im Bereich Gender und Migration mit dem Ziel der Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit von Frauen und Männern mit oder ohne Migrationshintergrund. 2010 hat der Direktionsbereich Gesundheitspolitik des BAG ein internes Diversity-Mainstreaming-Pilotprojekt mit den Schwerpunkten Gender und Migration gestartet. Derzeit werden konkrete Massnahmen erarbeitet. Diese basieren auf der vorgängig erhobenen Ist-Situation. Die Prozessstruktur ist so angelegt, dass weitere Diversity-Dimensionen wie Behinderung zu späteren Zeitpunkten mit einbezogen werden können.
Kontakt
Verena Hanselmann, Projektleiterin Gender Health, verena.hanselmann@bag.admin.ch