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Psychische Gesundheit am und durch den Arbeitsplatz

Ausgabe Nr. 113
Mai. 2016
Psychische Gesundheit

Forum Andreas Daurù. Aus Studien geht hervor, dass psychische Erkrankungen und deren Folgen durchschnittlich 3,2% der Gesamtkosten eines Unternehmens ausmachen, bei 10% der Firmen sind es sogar über 8% der Gesamtkosten. Diese Zahlen sagen einiges über die Auswirkungen von psychisch erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf die Kostenlast eines Unternehmens aus. Auf keinen Fall dürfen wir diese Zahlen durch die Brille eines Homo oeconomicus betrachten, denn dieses Phänomen hat vor allem auch einen gesamtgesellschaftlichen Aspekt: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind für die Betroffenen mit einem grossen Leidensdruck verbunden, und dieser Leidensdruck wirkt sich nicht selten schnell auf deren familiäres und soziales Umfeld aus. Somit gehen die Auswirkungen psychischer Erkrankungen weit über eine rein finanzielle Belastung des Unternehmens hinaus. Menschen mit einer psychischen Belastung oder einer psychischen Krise brauchen Halt und Sicherheit. Nicht selten finden sie dies, wenn sie im Arbeitsprozess bleiben können. Dies geht jedoch oft nicht ohne eine gewisse Unterstützung und das Verständnis von Seiten des Arbeitgebers

Themen wie die Früherkennung von psychischen Belastungen bei Mitarbeitenden, der Arbeitsplatzerhalt für psychisch Erkrankte und vor allem deren Reintegration in den Arbeitsmarkt sind hochaktuell. Dies zeigen nicht zuletzt die hohe Frequenz der Revisionsbestrebungen für die IV oder die politischen Diskussionen darüber, wer in dieser Sache welche und wie viel Verantwortung tragen sollte: Ist es die Wirtschaft, also die Arbeitgebenden, oder sind es die Arbeitnehmenden, die für ihre psychische Gesundheit selbst verantwortlich sind? Oder sind es die Fachleute beziehungsweise die IV und die Sozialversicherungen, die das Problem angehen müssen? Je nachdem sind alle zu einem bestimmten Zeitpunkt gefordert und idealerweise arbeiten diese «Player» zusammen – mit gegenseitigem Vertrauen.  

Die Arbeitgebenden brauchen Unterstützung im Umgang mit Mitarbeitenden, die durch eine psychische Belastung beeinträchtig sind. Dies wiederum hilft den betroffenen Mitarbeitenden, über ihre Krise zu sprechen, es baut mögliche Ängste ab und macht es ihnen einfacher, entsprechende Hilfe bei Fachleuten einzuholen. Pro Mente Sana startete aus diesem Grund im letzten Jahr ein Pilotprojekt für Arbeitgebende, welches auf grosse Resonanz stösst. Dieses Pilotprojekt umfasst die folgenden drei Module, die wir vollständig oder nach Wunsch einzeln anbieten:

• Informations- und Sensibilisierungsworkshop
In einem halbtägigen Workshop stellt sich ein interdisziplinär zusammengesetztes Team von Pro Mente Sana den Fragen der Arbeitgebenden und versucht eine erste Situationsanalyse zu erstellen.

Aufklären statt Ausgrenzen
Trialogisch zusammengestellte Teams (Betroffene, Angehörige, Fachpersonen) erzählen in einem dreistündigen Workshop über konkret erlebte psychische Belastungen (so etwa Burnout oder Depression).

Einbindung von Peers (Experten und Expertinnen aus Erfahrung)
Pro Mente Sana führt erfolgreich Peer-Ausbildungen durch, in welchen sich ehemals betroffene Menschen als Peers qualifizieren können. Die Reflexion als Experte oder Expertin aus eigener Erfahrung und der Erfolg des persönlichen Genesungsweges verleihen den Peers eine hohe Authentizität. Sie können damit eine wertvolle Brückenfunktion zwischen ArbeitgeberIn und ArbeitnehmerIn übernehmen.  

Pro Mente Sana möchte mit diesem Projekt einen Beitrag leisten für ein betriebliches Gesundheitsmanagement, welches über ergonomische Stühle hinausgeht.   

Andreas Daurù, Stiftung Pro Mente Sana, Leiter Psychosoziales Team

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