Wieder mehr Tabakwerbung
Mai. 2014Allianzen – Chancen und Grenzen
Werbeausgaben. en für Tabakprodukte in der Schweiz wieder leicht an. Mehr Besorgnis erregt aber das Werbegebaren der Tabakindustrie im Internet.
Die klassische Tabakwerbung in der Schweiz gipfelte im Jahr 2000 mit Ausgaben von fast 70 Millionen Franken. Danach sanken die Ausgaben rasant und erlangten 2009 ihren bisherigen Tiefststand mit 8,7 Millionen Franken. Ab dann kletterten die Ausgaben wieder auf 21,3 Millionen Franken im Jahr 2013. Das entspricht 0,4% der gesamten Werbeausgaben in der Schweiz gegenüber 2,1% im Jahr 2000. Alarmierend ist diese Trendwende noch nicht: Gegenwärtig wird immer noch dreimal weniger Geld in Tabakwerbung investiert als im Jahr 2000.
Einbruch dank Plakatwerbeverboten
Hauptverantwortlich für den starken Rückgang der Werbeausgaben war die Einführung von Plakatwerbeverboten. Pionier diesbezüglich war der Kanton Genf, der im Jahr 2000 das erste Tabak- und Alkoholwerbeverbot auf Plakaten erliess. Eine staatsrechtliche Beschwerde gegen diesen Erlass wurde vom Bundesgericht abgelehnt. Für die Plakatierung wurde mit Abstand am meisten Geld ausgegeben. Mittlerweile haben 15 Kantone ein Verbot für Plakatwerbung eingeführt, und die Situation hat sich stark geändert: Die Ausgaben für Plakatwerbung lagen im Jahr 2000 bei noch fast 45 Millionen Franken, im Jahr 2013 waren es nur 6 Millionen Franken. Im Jahr 2013 ist die Tages-, die regionale Wochen- und die Sonntagspresse mit rund 10 Millionen Franken Ausgaben (47% der Gesamtausgaben) das wichtigste Medium für die Tabakwerbung.
Facebook, Youtube & Co.
Während die Gesetzgeber und die Prävention versuchen, die klassischen Kanäle für Tabakwerbung zu verengen oder ganz zu schliessen, wendet sich die Tabakindustrie neuen Terrains zu. Sie macht sich den Internetboom und die Möglichkeiten des Web 2.0 geschickt zu nutze, um ihre Botschaften zu verbreiten und Werbeeinschränkungen zu umgehen. Beispiele sind das virale Marketing, das die Nutzerinnen und Nutzer dazu verleitet, Marketingbotschaften an Bekannte weiterzuleiten. Oder das «Buzz-Marketing», bei dem gezielt ausgelöste Mundpropaganda dafür sorgt, dass in den sozialen Medien von der Marke gesprochen wird. Auch über Youtube werden tabakfreundliche Botschaften verbreitet, indem Videos mit positiver Darstellung des Tabakkonsums gezeigt werden. Diese neue Art von indirekter, subtiler Werbung torpediert viele Errungenschaften der bisherigen Präventionsarbeit: Sie ist kaum zu überschauen und zu kontrollieren und richtet sich vornehmlich an jene Zielgruppe, die von jeher im Zentrum der Tabakprävention steht: die Kinder und Jugendlichen.
Kontakt
Laure Curt, Sektion Tabak, laure.curt@bag.admin.ch