Aus erster Hand
Jul. 2011Männergesundheit
Editorial Martin Werner. 2001 schuf das Parlament eine Fachstelle Gender Health im Bundesamt für Gesundheit (BAG). 2008 erschien der «Fokusbericht Gender und Gesundheit» mit präzisen Kernaussagen und Empfehlungen und dem Ziel, die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern bezüglich Gesundheit und die Qualität der Angebote zu fördern: Frauen wie Männer sollten über Angebote der Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung verfügen, die ihrem biologischen und sozialen Geschlecht entsprechen. Dass hierzu unterschiedliche Bedürfnisse und auch Erfordernisse bestehen, wird zwar nach zwanzig Jahren Genderdiskussion kaum mehr bestritten.
Der Enthusiasmus für Gender Health scheint aber neuerdings wieder abzuflauen: Beispielsweise wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (und allfälliger Karriere) von Frauen immer selbstverständlicher erwartet, und den Männern wird sie wieder zunehmend erschwert. Männer sehen sich zwar mit eigenen und gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert, mehr Familienarbeit zu leisten als ihre Vorväter. Da der Druck der Erwerbsarbeit ebenfalls zunimmt, werden bei der persönlichen Erholung Abstriche gemacht. Auf den ersten Blick scheint dies edel, aber harte Daten in Form von Suizidraten und stationär-psychiatrischer Aufenthaltsdauer von Männern zeigen die Folgen.
Die öffentliche Hand (Public Wealth im Allgemeinen und Public Health im Besonderen) muss bei solchen gesellschaftlich ungünstigen Entwicklungen Gegensteuer geben. Als positives Beispiel für Public Wealth seien hier das Staatssekretariat für Wirtschaft, seco, und das Bundesamt für Sozialversicherungen erwähnt, welche gemeinsam eine Informationsplattform «Vereinbarkeit von Beruf und Familie» zuhanden von Wirtschaft, Politik und Individuen geschaffen haben. Und was tut Public Health? Das BAG bekennt sich in seinem heutigen Selbstverständnis zu seinen Aufgaben im Bereich Gender Health: «Das BAG setzt … Impulse … einer kohärenten schweizerischen Gesundheitspolitik … . Dabei lässt sich das BAG von den verschiedenen Interessengruppen nicht vereinnahmen, sondern … vertritt eine übergeordnete Sichtweise …»; unter den Aufgaben dieser Gesundheitspolitik wird Gender Health explizit erwähnt. («BAG in Kürze», 2011)
Mögen diesen Worten Taten folgen – zugunsten von Frau und Mann.
Martin Werner
Sektion Prävention und Promotion
Bundesamt für Gesundheit