Sportliche Männer und kochende Frauen
Jul. 2011Männergesundheit
Gesundheit und Geschlechterdifferenzen. Männer machen mehr Sport und fühlen sich psychisch gesünder als Frauen. Jedoch zeigen sie Schwächen im Ernährungsverhalten und leiden häufiger an ernährungsbedingten Krankheiten. Das zeigen aktuelle Daten aus dem Monitoringsystem Ernährung und Bewegung (MOSEB).
Die Daten bringen einige Geschlechterunterschiede bezüglich Ernährungs- und Bewegungsverhalten zutage. Unterschiede bestehen zum Beispiel bei gewissen ernährungsbedingten Krankheiten. Gemäss einer Studie aus der Stadt Genf aus den Jahren 1993 bis 2007 leiden Männer häufiger an Bluthochdruck, Diabetes und erhöhtem Cholesterinspiegel als Frauen. Im Spitzenjahr 2005 betrug diese Prävalenz von erhöhtem Cholesterin bei den Männern 38% und bei den Frauen 33%. Dieser Wert ist 2007 bei den Männern auf 27% und bei den Frauen auf 21% gesunken. Ebenfalls abgenommen hat im Verlauf der 15 untersuchten Jahre bei beiden Geschlechtern die Verbreitung von Bluthochdruck. Auch hier liegen die Werte für die Männer über denjenigen der Frauen, obschon sie sich in den Jahren 2006 und 2007 etwas angeglichen haben (Männer: 30%, Frauen: 26%). Ähnlich sieht es bei den Diabetesbehandlungen aus: Die Männer sind mit 3,5% stärker von der Insulinschwächekrankheit betroffen als Frauen (1,5%; 2007).
Kochfaul, aber sportlich
Welche Faktoren in welchem Masse für die schlechtere Gesundheit der Männer verantwortlich sind, lässt sich aus den Daten nicht eruieren. Klar ist nur, dass Männer ihrer Ernährung weniger Beachtung und Zeit schenken als Frauen. Das Einkaufen von Nahrungsmitteln und das Zubereiten von Mahlzeiten ist ein wichtiger Aspekt der Esskultur und steht nicht nur in einem Zusammenhang mit der Ernährung, sondern kann auch ein Ansatzpunkt für eine Veränderung des Ernährungsverhaltens sein. In der Pilotstudie zur Nationalen Ernährungserhebung (2009) gaben über 90% der befragten Frauen an, «häufig» oder «fast immer» selbst zu kochen, während es bei den Männern nur 50% Prozent waren. 16% der Männer gaben an, gar nie zu kochen. Auch beim Lebensmitteleinkauf zeigen sich Geschlechterdifferenzen bezüglich Gesundheitsbewusstsein: Nur 20% der Männer beachten die Nährwertangaben auf den Verpackungen, bei den Frauen sind es 35%.
Anders sieht es aus beim Sport. Schon im Kindesalter sind deutliche Geschlechterunterschiede zugunsten der Knaben ersichtlich. Von den rund 700 000 Jugendlichen, die 2008 einen «Jugend + Sport»-Kurs (J+S) besuchten, waren rund 415 000 Knaben und rund 285 000 Mädchen. (J+S ist das zentrale Sportförderungsprogramm des Bundes für 10- bis 20-jährige Kinder und Jugendliche.) Diese Verteilung setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Gemäss den Zahlen des Sportobservatoriums aus dem Jahr 2007 liegen die Männer bei den Mitgliedschaften in Sportvereinen deutlich vor den Frauen. So sind 30% der 35- bis 44-jährigen Männer Mitglied in einem Sportverein, bei den gleichaltrigen Frauen sind es nur 17%. Die Fitnesscenter sind jedoch mit 15% (Männer) und 16% (Frauen) bei beiden Geschlechtern etwa gleich beliebt. Bei diesen Zahlen darf jedoch nicht vergessen werden, dass der grösste Teil der Schweizer Sporttreibenden – etwa beim Joggen, Schwimmen oder Radfahren – ausserhalb von formellen Organisationsstrukturen aktiv ist.
Männer sind psychisch weniger belastet
Angesichts der höheren sportlichen Aktivität der Männer erstaunt es nicht, dass sie über eine bessere psychische Gesundheit verfügen als Frauen. Gemäss der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) aus dem Jahr 2007 besteht ein Zusammenhang zwischen der körperlichen Aktivität und der psychischen Belastung. Die SGB zeigt, dass bei den Männern der Anteil der stark bis mittel psychisch Belasteten in allen Altersgruppen tiefer ist als bei den Frauen. Die Unterschiede sind dabei in den jüngsten und ältesten Altersgruppen am grössten, wenn auch die psychische Belastung im Verlauf des Lebens abnimmt (mit Ausnahme des relativ hohen Wertes bei den Frauen über 75 Jahre). Ein weiteres Resultat der SGB weist darauf hin, dass Frauen im Vergleich zu Männern etwas weniger optimistisch sind. Vor allem der Anteil der gering bis mittel optimistischen Befragten ist bei den Frauen höher als bei den Männern (rund 30% gegenüber rund 24%).
MOSEB
Das Monitoringsystem Ernährung und Bewegung (MOSEB) ist die fortlaufende und systematische Sammlung von vergleichbaren und repräsentativen Daten zu bestimmten Indikatoren der Ernährungs- und Bewegungssituation in der Schweiz. Es nutzt wo möglich bereits etablierte Datenquellen. Im MOSEB werden Daten zu folgenden sechs Themen gesammelt: Gesundheitswissen, Ernährungsverhalten, Bewegungsverhalten, Körpergewicht, Gesundheitszustand, Rahmenbedingungen und Angebote.
Kontakt
Valérie Bourdin, Sektion Ernährung und Bewegung, valerie.bourdin@bag.admin.ch