Sprunglinks

zurück

Aus erster Hand

Ausgabe Nr. 83
Nov. 2010
Gesundheitsfolgenabschätzung

Editorial Ursula Ulrich. «Darüber können wir jetzt nicht nachdenken, wir müssen sparen!» Das war Ende der 90er-Jahre die Antwort eines Gesundheitsdirektors auf meine Frage, ob sich die Regierung überlegt habe, welche Auswirkungen die soeben beschlossene Reduk­tion der Anzahl der Turn- und Sportlektionen im Gymnasium auf die aktuelle und künftige Gesundheit der jungen Leute haben könnte.

Dass kein Gedanke an die gesundheitlichen Auswirkungen eines Sparentscheids verschwendet wurde, war für mich der Anlass, mich für die Einführung einer Gesundheitsfolgenabschätzung auf Bundesebene einzusetzen. Es waren viele Jahre und noch mehr Papiere notwendig, aber nun steht ein entsprechender Artikel im Entwurf zum Präventionsgesetz, und wenn wir Glück haben, verfügt der Bundesrat demnächst über ein Instrument, mit dem er bei Vorhaben von besonderer Tragweite eine Gesundheitsfolgenabschätzung durchführen lassen kann.
Die Gesundheitsfolgenabschätzung ist aber nicht die einzige Folgenabschätzung auf Bundesebene. Neben den gesundheitlichen gilt es wirtschaftliche, finanzielle, ökologische, energietechnische, umweltrelevante oder internationale Auswirkungen geplanten Handelns zu beachten und last but not least die Nachhaltigkeit zu beurteilen.
Es besteht die Gefahr, dass diese Instrumente zueinander in Konkurrenz gesetzt werden. Internationale Studien sowie Erfahrungen in den Kantonen und auf Bundesebene zeigen jedoch, dass ein differenzierter Einsatz der verschiedenen Folgenabschätzungen möglich ist und sich lohnt, sei es, um die Qualität einer politischen Entscheidung oder die Verkehrsführung in einem Stadtquartier zugunsten der Gesundheit und der Umwelt zu verbessern. In meiner Vision werden wir in der Schweiz Projekte und Vorlagen von besonderer Trag­weite pragmatisch auf diverse Auswirkungen analysieren und dort, wo angebracht, eine vertiefte Prüfung durchführen, heisse sie nun Nachhaltigkeitsbeurteilung, integriertes Impact Assessment oder wie auch immer.


Ursula Ulrich, Co-Leiterin der Abteilung Multisektorale Projekte
Bundesamt für Gesundheit

Kontakt

 

Nach oben