Kantone analysieren ihre Präventionsangebote
Mär. 2012Gesundheit im Gefängnis
Kantonale Bedarfsanalysen. Im Rahmen des Nationalen Programms Migration und Gesundheit finanziert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Analysen, die abklären sollen, ob die kantonalen Angebote im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention auch die Migrationsbevölkerung mit einbeziehen. Die ersten Analysen liegen nun vor.
Migranten und Migrantinnen mit niedrigem sozioökonomischem Status, geringer Gesundheitskompetenz und wenig Bildung sind oft erheblichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Diese Bevölkerungsgruppe ist mit herkömmlichen Gesundheitsförderungs- und Präventionsangeboten aber schwer zu erreichen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützt Kantone, die dieses Problem angehen wollen: Jährlich erhalten vier Kantone einen Beitrag von bis zu 50 000 Franken für eine Bedarfsanalyse, die als Basis für die Optimierung einer migrationsgerechten Prävention und Gesundheitsförderung dient. Bisher haben Basel-Stadt, St. Gallen, Tessin, Waadt, Wallis und Zug eine solche Bedarfsanalyse durchgeführt und je einen Katalog an Verbesserungsvorschlägen zusammengestellt. Dabei haben sich die folgenden zentralen Handlungsbereiche herauskristallisiert: die Verbesserung der Informationskanäle, des Informationsmaterials, der interkulturellen Kompetenzen des medizinischen Personals, die Vernetzung der Akteure sowie die Stärkung des Bereichs Migration und Gesundheit in den kantonalen Gesamtstrategien und bei der Ausgestaltung der kantonalen Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogramme.
Zugang erschliessen und nutzen
Eines des grössten Probleme ist der Zugang zu den Zielgruppen. Zum Beispiel kennen und nutzen die Migrantinnen in St. Gallen das Mammografie-Screening-Programm kaum. Doch wie erreichen die Präventionsbotschaften und -angebote die Migrantinnen und Migranten? Gemäss den Empfehlungen der kantonalen Bedarfsanalysen gelingt dies am besten über Migrantenorganisationen, Ärzte (v.a. Kinderärzte und Gynäkologen), Schulen, Kitas und andere offizielle Stellen, die regelmässig von Migrantinnen und Migranten aufgesucht werden. Zudem sollten vermehrt aufsuchende Modelle geschaffen und gepflegt werden. Vor allem die Elternbildung sollte intensiviert werden, um das Problembewusstsein von Müttern und Vätern zum Beispiel in Bezug auf Ernährung, Bewegung oder Zahngesundheit zu verbessern.
Psychische Gesundheit thematisieren
Handlungsbedarf besteht auch bei den Informationsmaterialien: Diese müssen nicht nur in die verschiedensten Sprachen übersetzt, sondern auch hinsichtlich Bildungshintergrund und Lebenswelt der Migrantinnen und Migranten angepasst werden. So schlägt der Kanton Zug zum Beispiel Rezepte und Kochanleitungen mit günstigen und gesunden Lebensmitteln vor. Um Migranten und Migrantinnen besser anzusprechen und zu versorgen, muss zudem die transkulturelle Kompetenz des medizinischen Personals gestärkt werden. Hier erwähnen die Kantone insbesondere die Hebammen, Stillberaterinnen, Kinderbetreuerinnen sowie Fachleute im Bereich Ernährung und Bewegung, aber auch das Personal in Einrichtungen für psychische Gesundheit. So haben Basel-Stadt und Zug bei der Migrationsbevölkerung ein grosses Informationsbedürfnis und zugleich eine starke Tabuisierung bezüglich psychischer Gesundheit festgestellt.
Vernetzung und Einbindung in die kantonalen Strategien
Ein zentrales Anliegen der Kantone ist die bessere Vernetzung und der Austausch mit allen relevanten Akteuren auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene. Diesbezüglich ist das BAG bereits aktiv. Es plant eine Internetplattform mit Projektdatenbank und Diskussionsforum. Hier können sich die Projektteams und die kantonalen Verantwortlichen vernetzen und ihr gesammeltes Wissen wie Konzepte und Projekterfahrungen austauschen. Die Plattform soll durch das BAG koordiniert und im Frühling 2012 aktiviert werden.
Die Bedarfsanalysen der einzelnen Kantone sind aufgeschaltet auf http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/07685/07688/index.html?lang=de.
Kontakt
Martin Wälchli, Projektleiter Gesundheitsförderung und Prävention, Nationales Programm Migration und Gesundheit, martin.waelchli@bag.admin.ch