Sprunglinks

zurück

Prävention von MigrantInnen für MigrantInnen

Ausgabe Nr. 91
Mär. 2012
Gesundheit im Gefängnis

Gesundheits- und Präventionsprojekt FIMM. Das Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz) trägt mit seinem Projekt «Von MigrantInnen für MigrantInnen» dazu bei, die Gesundheitskompetenz, die Eigenverantwortung und das Wissen über Präventionsangebote bei der Migrationsbevölkerung zu stärken.

Gut ein Fünftel der Schweizer Gesamtbevölkerung sind Migrantinnen und Migranten. Bei der erwerbstätigen Bevölkerung machen sie gar einen Viertel aus. Die Migrationsbevölkerung finanziert das Gesundheitswesen also massgeblich mit, profitiert aber weniger von dessen Angeboten, obwohl sie grösseren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt ist als die einheimische Bevölkerung. Wegen sprachlicher, rechtlicher und soziokultureller Hürden finden Menschen aus dem Ausland weniger leicht Zugang zu den Angeboten unseres Gesundheitssystems, und umgekehrt ist es für viele Organisationen schwierig, mit ihren Präventionsangeboten die Migrantinnen und Migranten zu erreichen.

Arbeit mit Multiplikatoren
Um das Wissen von Migrantinnen und Migranten über die Gesundheit und die Nutzung des Schweizer Gesundheitsdienstes zu verbessern, organisiert das Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz) in Zusammenarbeit mit den Migrantenvereinen das Gesundheits- und Prä­ventionsprojekt «Von MigrantInnen für MigrantInnen». Dabei werden in der ganzen Schweiz Frauen und Männer aus der Migrationsbevölkerung zu Multiplikatoren ausgebildet, die die Informationen an ihre Communities weitergeben. Multiplikatoren sind in der Regel Personen, die in einem Mitgliederverein des FIMM Schweiz oder einem anderen Migrantenverein tätig sind und sich im Bereich Gesundheit und Prävention weiterbilden wollen. Sie erhalten von Fachpersonen das nötige Wissen über verschiedene Gesundheitsthemen, um in ihren Vereinen selbstständig Infoveranstaltungen durchführen zu können.

Gute erste Erfahrungen
Das Projekt «Von MigrantInnen für MigrantInnen», unterstützt durch das BAG und das BFM, soll noch bis mindestens 2013 weitergeführt werden. Denn sein Konzept funktioniert und es erreicht seine Ziele. Das zeigte bereits die Evaluation des ersten Projektjahrs (2010).
13 Migrantinnen und Migranten aus der ganzen Schweiz konnten für eine Multiplikatorenausbildung gewonnen werden. Diese haben insgesamt 22 Informationsveranstaltungen zu den Themen Gesundheitssystem, Ernährung und Bewegung, Sucht, Depression und Herz-Kreislauf in ihren Vereinen durchgeführt. 469 Migrantinnen und Migranten haben eine solche Veranstaltung besucht. Sie haben sich aufgrund der Informationsvermittlung in ihrer Muttersprache viel tiefer mit der Thematik auseinandersetzen können, als dies ohne Multiplikatoren möglich gewesen wäre.

Partizipation – der Schlüssel zum Präventionserfolg
Dem Multiplikatorenmodell liegt der Partizipationsansatz – in Fachkreisen auch «Peer to Peer»-Ansatz genannt – zugrunde. Er wurde in den 1990er-Jahren entwickelt und hat sich mittlerweile als ein zentrales Instrument der Prävention und Gesundheitsförderung etabliert. Die Grundidee ist einfach: Den besten Zugang zu einer Zielgruppe haben Menschen, die selbst der Zielgruppe angehören, und die besten Erfolgschancen haben Präventionsangebote, die von der Zielgruppe mitgestaltet wurden. In Ansätzen wie dem Multiplikatorenmodell werden die sozialen Ressourcen und Netzwerke von Communitymitgliedern genutzt, um die Gräben zwischen der Migrationsbevölkerung und demschweizerischen Gesundheitssystems zu überbrücken. Im Falle des FIMM-Projekts spielen dabei die Migrantenvereine die zentrale Rolle. Sie wurden als Akteure der Gesellschaft lange unterschätzt, wenn nicht gar verkannt. Ihnen gegenüber herrschte eine gewisse Skepsis, verbunden mit dem Vorwurf, Abgrenzung und die Entstehung von Parallelgesellschaften zu fördern. Ihre Rolle als Brückenbauer zur Mehrheitsgesellschaft hat aber immer mehr an Bedeutung und Wertschätzung gewonnen – zu Recht. Durch den Einbezug der Migrantinnen und Migranten können wertvolle Potenziale und Kompetenzen für die Gesellschaft aktiviert werden. Dies eröffnet neue Partizipations- und schliesslich auch Integrationsmöglichkeiten, die viele Migrantenvereine gerne nutzen.

FIMM Schweiz

Das Forum für die Integration der Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz) ist der Dachverband und die offizielle Interessenvertretung der Migrantenorganisationen der Schweiz.

Links

Kontakt

Martin Wälchli, Projektleiter Gesundheitsförderung und Prävention, Nationales Programm Migration und Gesundheit, martin.waelchli@bag.admin.ch

Nach oben