Anreize schaffen für mehr Bewegung im Alltag
Sep. 2014Lebensqualität im Alter
Ernährung und Bewegung. Der Gesundheitszustand der Menschen in der Schweiz wird zum grossen Teil von Faktoren ausserhalb der Gesundheitspolitik bestimmt. Solche Faktoren sind beispielsweise der Bildungsstand oder das Einkommen. Aber auch der Arbeitsplatz, das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Wohnlage haben Einfluss auf das Bewegungsverhalten und damit auf die Gesundheit des Einzelnen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) unterstützt Projekte zur Förderung der Bewegung in verschiedensten Alltagsbereichen.
Nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Rückenschmerzen oder Krebs haben in hochentwickelten Ländern stark zugenommen. Übergewicht und Adipositas gehören zu den zentralen Faktoren für die Entwicklung nichtübertragbarer Krankheiten. So wissen wir, dass sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Krankheiten, Schlaganfällen und Diabetes Typ II mit dem Body-Mass-Index (BMI) erhöht. Dasselbe gilt für das Risiko von Brust-, Darm- und Prostatakrebs sowie von weiteren Krebserkrankungen, die von Organen ausgehen. Insgesamt steht der Faktor «Übergewicht/Adipositas» hinsichtlich des Todesrisikos in den Industrieländern an dritter Stelle.
In der Schweiz sind heute rund 41% der Erwachsenen übergewichtig. In dieser Zahl enthalten sind auch jene 10%, die adipös, also fettleibig, sind. Bei den Kindern liegen die entsprechenden Anteile bei 20% beziehungsweise 5%. Als übergewichtig gilt, wer einen BMI von 25 oder mehr aufweist, von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30.
Ein Problem mit vielen Ursachen
Übergewicht und Adipositas hängen von zahlreichen Parametern ab. Einige können wir selbst beeinflussen, beispielsweise mangelnde Bewegung oder unausgewogene Ernährung. Andere wie die Arbeitsumgebung, die Infrastruktur, die Mobilität oder die Lebensmittelindustrie sind umfeldbezogen. Angesichts der zahlreichen Risikofaktoren wird deutlich: Gesundheitsprobleme wie Übergewicht und Adipositas sind keine rein gesundheitspolitischen Angelegenheiten. Im Gegenteil: der Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung wird zu 60% von Faktoren ausserhalb des Gesundheitswesens bestimmt. Etwa von wirtschaftlichen, raumplanerischen oder umweltpolitischen Faktoren. Für die Prävention sind denn auch keine gesundheitspolitischen Einzellösungen gefragt, sondern so genannte multisektorale Strategien.
Projekte für gesunde Verkehrs- und Raumplanung
Ein wichtiges Handlungsfeld des BAG im Bereich Bewegungsförderung ist die Raum- und Verkehrsplanung. Diese hat einen entscheidenden Einfluss auf die Förderung der Alltagsbewegung und somit auf die Gesundheit. Das BAG unterstützt in diesem Bereich zusammen mit den Bundesämtern für Raumplanung (ARE), Verkehr (BAV), Strassen (ASTRA), Energie (BFE) und Umwelt (BAFU) bereits drei Massnahmen:
Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungszentrum für innovative und nachhaltige Mobilität (DZM)
Das DZM unter der Federführung des ARE fördert mit jährlich 500 000 Franken Projekte u. a. zugunsten des Langsamverkehrs, also der Fortbewegung zu Fuss oder mit dem Velo. Im Rahmen des DZM hat das BAG bisher vier Projekte unterstützt, von denen die Projekte «Gemeinde bewegt» und «Mobilitätsmanagement in Wohnsiedlungen» erfolgreich abgeschlossen sind. Derzeit wird das Projekt «Reduktion von MIV-Kilometern» umgesetzt (MIV = Motorisierter Individualverkehr). 2014 wird ein Projekt für Mobilitätsmanagement in Genf unterstützt («Centre de services de mobilités dans le quartier des Champs-Fréchets). Ziel ist es, die Bevölkerung im Quartier durch Sensibilisierung und eine adäquate Infrastruktur dazu zu bringen, dass sie vom Auto auf den Langsamverkehr umsteigen.
Unterstützung des Modellvorhabens Nachhaltige Raumentwicklung
Das Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung – ebenfalls unter der Federführung des ARE – fördert mit dem Schwerpunkt Freiraumentwicklung in Agglomerationen u. a. bewegungsfreundliche Pilotprojekte. Derzeit werden neun Freiraumprojekte unterstützt. Mit den Modellvorhaben fördert der Bund innovative Ansätze und Methoden in der Raumplanung. Lokalen, regionalen und kantonalen Akteuren wird damit ein Anreiz gegeben, innovative Lösungsideen in den vom Bund gesetzten Schwerpunkten zu entwickeln und vor Ort zu erproben.
Entwicklung eines Leitfadens «Freiraumentwicklung in Agglomerationen»
Der Leitfaden «Freiraumentwicklung in Agglomerationen» gibt Gemeinden, Kantonen und Agglomerationen praktische Handlungsansätze zur optimalen Nutzung von Freiräumen in Wohn-, Arbeits- und Freizeitumgebungen in die Hand. Darin spielt die Bewegungsförderung eine wichtige Rolle. An speziellen Tagungen wurde dabei die Vielfalt von Nutzungen aufzeigt, die bei der Sicherung und Aufwertung der Freiraumentwicklung eine Rolle spielen. Der Leitfaden ist in Deutsch, Französisch und Italienisch auf der BAG-Internetseite erhältlich.
Diese Massnahmen zeigen exemplarisch auf, wie eine multisektorale Zusammenarbeit funktionieren kann, um Synergien zu nutzen und Gesundheitsanliegen in verschiedenen Politikbereichen zu verankern.
Kontakt
Gisèle Jungo, Sektion Ernährung und Bewegung, gisele.jungo@bag.admin.ch