Safe Zone – ein Online-Portal für Suchtfragen
Sep. 2014Lebensqualität im Alter
Suchtberatung. Angst vor Stigmatisierung, Unbehagen im persönlichen Kontakt oder unpassende Öffnungszeiten: Für viele Ratsuchende – gerade im Suchtbereich – ist die Schwelle zu einer Beratungsstelle zu hoch. Mit Safe Zone steht ihnen seit diesem Frühjahr ein professionelles, niederschwelliges Online-Portal für alle Suchtfragen zur Verfügung.
Die Mehrheit der Bevölkerung sind aktive Internetuser. 55% nutzen (gemäss Bundesamt für Statistik) Online-Angebote, um sich über Gesundheitsthemen, also auch über Sucht, zu informieren, auszutauschen und beraten zu lassen. Safe Zone, ein Pilotprojekt des Bundesamts für Gesundheit (BAG), der Kantone, von Suchtfachstellen und von weiteren Partnern, vereint verschiedene Beratungsformen, Information und Expertenkommunikation in einem Portal.
Die Beratungsleistungen werden von Suchtfachleuten in den Kantonen geleistet, die in der virtuellen Beratungsstelle arbeiten. Das BAG übernimmt die technische Struktur des Portals, die wissenschaftliche Begleitung, die Ausbildung und die Qualitätssicherung. Der Zugang Safe Zone ist sowohl über die zentrale Webadresse – www.safezone.ch – wie auch über die bestehenden lokalen Websites der teilnehmenden Institutionen möglich.
Beratung, Selbsthilfe und Know-how-Transfer
Das anonyme und kostenlose Angebot von Safe Zone richtet sich an Erwachsene, Jugendliche, Betroffene und Angehörige. Ratsuchende haben die Möglichkeit, aus den verschiedenen E-Beratungsformen Mail, Einzel- oder Gruppen-Chat und Foren die für sie passende zu wählen. Daneben werden eine Reihe von Selbsttests und Informationen zu verschiedenen Substanzen und Suchtformen angeboten. Zudem können sich die Fachleute der teilnehmenden Institutionen in der virtuellen Beratungsstelle intern über alle angebotenen Kommunikationswege austauschen. Diese Vernetzung und der Know-how-Transfer zwischen Suchtexpertinnen und -experten ist ein weiteres zentrales Ziel von Safe Zone. Bestehende Beratungsstellen und lokale Angebote sollen nicht konkurrenziert, sondern ergänzt werden. Sie können von der Vernetzung, Koordination und Zusammenarbeit profitieren, indem sie schnell und unkompliziert auf die Expertise eines grösseren Teams zurückgreifen können. Die Ausweitung von professionellen Suchthilfeangeboten ins Internet führt zu einer Verbesserung des Zugangs zum Suchthilfesystem. Dies gilt nicht nur im virtuellen Raum. Ein anonymer, positiver Erstkontakt mit Suchthilfe beeinflusst die Haltung der Ratsuchenden auch gegenüber den Institutionen in der realen Welt.
Qualifiziertes Beratungsteam
Safe Zone wird von Fachpersonen aus den Bereichen Prävention, Beratung/Behandlung, Schadensminderung und Selbsthilfe entwickelt. Die Online-Beratungen und -Moderationen werden von einem Team aus Expertinnen und Experten aus 18 Suchtfachstellen der deutschen und der italienischen Schweiz durchgeführt. Das Beratungsteam besteht derzeit aus 36 Fachpersonen, die über langjährige Erfahrung in der Beratung von Konsumierenden und deren Angehörigen sowie über eine Zusatzqualifikation im Bereich der schriftgestützten Beratung verfügen. Nebst einer mehrtägigen Grundausbildung beinhaltet dies auch Online-Intervision und Coaching, Begleitung durch Mentorinnen und Mentoren sowie Hospitationen von Online-Beratungen. Im Rahmen der Begleitstudie werden zudem Qualitätskriterien von internetbasierter Suchtberatung definiert, die im Pilotprojekt umgesetzt und evaluiert werden.
Ausblick
Seit März 2014 steht das Beratungsportal in deutscher Sprache zur Verfügung, jüngst ging auch die italienische Seite online. Zurzeit laufen Verhandlungen über eine aktive Beteiligung an den Beratungsleistungen durch Institutionen in der Romandie. Um ausreichend Grundlagen für eine aussagekräftige Evaluation zu haben, wird die Pilotphase um ein Jahr bis 2016 verlängert. Bei positiven Erfahrungen und Ergebnissen der Evaluation geht Safe Zone 2016 unter der Leitung des BAG in den regulären Betrieb über. Um eine konstante und allenfalls wachsende Plattform betreiben zu können, braucht es allerdings auch in Zukunft nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch die Bereitschaft von weiteren Suchtfachstellen, sich am Projekt aktiv zu beteiligen.
Links
Kontakt
Salomé Steinle, Sektion Drogen, salome.steinle@bag.admin.ch