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Aus erster Hand

Ausgabe Nr. 88
Sep. 2011
Gesundheit und Kultur

Editorial Andrea Arz de Falco. Zum Begriffspaar «Gesundheit und Kultur» liefert Google zunächst viele Hinweise auf Wellnessangebote und Städtereisen – sicher passend zur Sommerzeit. Im Weiteren finden sich zahlreiche Beiträge zum Thema Migration und Gesundheit. Diskutiert werden hier die Herausforderungen, die sich im Kontakt zwischen Pflegenden, Medizinalpersonen und Patienten und Patientinnen durch die Wertepluralität in Folge unterschiedlicher kultureller, religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen oder durch die Sprachenvielfalt ergeben. Kulturoffenheit und Basiskenntnisse fremder Kulturen gehören heute zum Rüstzeug von Medizin- und Pflegefachpersonen ebenso wie medizinisches Fachwissen im engeren Sinn oder Kenntnisse im Bereich von Medizinethik, -ökonomie und -recht.

Gesundheit hat in unserer Kultur einen sehr hohen Stellenwert. Der Wert der Gesundheit resultiert nicht nur aus dem Bedürfnis nach Wohlbefinden, sondern Gesundheit ist auch ein Um-zu-Wert, ein Ermöglichungswert. Gesundheit erlaubt uns, unserer Arbeit und unseren Hobbys nachzugehen, soziale Beziehungen zu pflegen, mobil zu sein usw. Gesundheit ist in diesem Sinne zu Recht ein sehr hohes, wenn auch kein absolutes Gut. Die Lebensqualität misst sich nicht nur am Grad der (gefühlten und tatsächlichen) Gesundheit, sondern an unserer Fähigkeit, mit Krankheit, Behinderung und Begrenzungen umzugehen. Eigenschaften wie Gelassenheit, Humor, Heiterkeit sind dafür gute Voraussetzungen.

Nichtübertragbare Krankheiten haben einen engen Bezug zum Lebensstil. Wir alle kennen die Hauptrisikofaktoren: Tabak- und übermässigen Alkoholkonsum, problematische Ess- und Bewegungsgewohnheiten. Einer konsequenten Präventionspolitik stehen hier scheinbar wirtschaftliche Interessen und das Recht auf ein selbstbestimmtes, nicht nur nach vernünftigen und gesundheitsfördernden Aspekten ausgerichtetes Leben entgegen. Die Balance zwischen diesen teilweise gegenläufigen Interessen ist in gesellschaftlichen und politischen Prozessen auszuhandeln. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Grundlagen für ein gesundheitsförderliches Leben so einfache Dinge wie Bewegung im Alltag, gesunde und ausgewogene Ernährung sowie eine Kultur der Pflege familiärer und freundschaftlicher Beziehungen sind.


Andrea Arz de Falco
Leiterin des Direktionsbereiches Öffentliche Gesundheit      
Vizedirektorin Bundesamt für Gesundheit

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