Das NPA vereint die Kräfte in der Alkoholprävention
Jan. 2012Sexuelle und reproduktive Gesundheit
Nationales Programm Alkohol 2008–2012. Die Vision des Nationalen Programms Alkohol 2008–2012 lautet: «Wer alkoholische Getränke trinkt, tut dies, ohne sich selber und anderen Schaden zuzufügen.» Das für die Schweizer Alkoholpolitik wegweisende Programm läuft nun seit drei Jahren. Eine Bilanz.
Der grösste Teil der Schweizer Bevölkerung pflegt einen unproblematischen Umgang mit Alkohol. Für 250 000 bis 300 000 Menschen ist Alkohol jedoch nicht Genuss-, sondern Suchtmittel. Jeder fünfte 15-Jährige trinkt heute regelmässig Alkohol. Alkohol verursacht viele gesundheitliche und soziale Probleme und volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe. Mit dem Nationalen Programm Alkohol 2008–2012 (NPA) – dem ersten seiner Art – sollen der problematische Alkoholkonsum und seine Folgen eingedämmt werden (siehe Oberziele NPA). In den ersten beiden Jahren des Programms wurden Grundlagen geschaffen und die Organisation und die Inhalte geklärt. Viele Projekte wurden in Angriff genommen und umgesetzt. Hier ein Rück- und Ausblick auf die wichtigsten Tätigkeiten des NPA.
Vernetzung und Koordination
Das NPA umfasst rund 30 Aktivitäten in zehn Handlungsfeldern, die unter der Federführung verschiedener Bundesämter und nationaler Organisationen von den Kantonen umgesetzt werden. Für die Koordination dieser Massnahmen und Partner ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig, in Zusammenarbeit mit der Eidg. Alkoholverwaltung (EAV), der Eidg. Kommission für Alkoholfragen (EKAL) und der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK). Ein wichtiges Resultat der ersten beiden Jahre ist die gelungene Vernetzung der beteiligten Ämter, Organisationen und Fachstellen. Dazu beigetragen haben die KAP- und KAP-plus-Tagungen (KAP = Kantonale Aktionspläne Alkohol). Die KAP-Tagungen sind wichtige Austauschplattformen zwischen den Kantonen, die rege genutzt werden. Eine starke Vernetzung aller Beteiligten ist unerlässlich, um Informationen fliessen zu lassen, Synergien zu nutzen und die Kräfte weiter zu bündeln. Schon bei Ausarbeitung des NPA waren alle Akteure der Alkoholprävention auf nationaler Ebene an Bord, um eine gemeinsame Stossrichtung festzulegen.
Jugendschutz vorangetrieben
Ein zentrales Anliegen des NPA ist es, die Jugend vor den Schäden eines vorzeitigen oder übermässigen Alkoholkonsums zu schützen. Anlass dazu gibt es genug: Rund 2000 Jugendliche werden jährlich wegen einer Alkoholvergiftung im Spital behandelt; 21 % der 15-Jährigen trinken mindestens einmal pro Woche Bier, und 40 % waren schon mindestens einmal betrunken. Im Bereich Jugendschutz sind einige neue Präventionsangebote lanciert worden. Sucht Info Schweiz hat neue Unterrichtsmaterialien zum Thema Alkohol für verschiedene Schulstufen erarbeitet, z. B. das pädagogische Hilfsmittel «Alkohol im Körper» für die Oberstufe. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV) bietet Workshops für Leiterinnen und Leiter von Jugendorganisationen an. Dort lernen sie, wie bei Jugendlichen die Selbstreflexion und der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol gefördert werden kann. Weiter wurde ein Handbuch für die Durchführung von Testkäufen geschaffen, die aufdecken sollen, ob die geltenden Altersbeschränkungen beim Alkoholverkauf eingehalten werden. Der Vollzug der Jugendschutzbestimmungen bleibt nach wie vor ein zentrales Anliegen.
Finanzierungsverfahren und Studien
2010 wurde ein optimiertes Verfahren zur Bearbeitung von Finanzierungsgesuchen von Alkoholpräventionsprojekten auf nationaler Ebene eingeführt. Ein Expertengremium prüft die eingereichten Gesuche und formuliert Empfehlungen zur Finanzierung. Das neue Verfahren ermöglicht auf nationaler Ebene einen systematischen, kohärenten und transparenten Einsatz von Ressourcen im Sinne des NPA. Auch im Bereich Forschung wird vieles umgesetzt. So werden mit dem neuen Suchtmonitoring kontinuierlich Daten zum Gesundheitszustand der Schweizer Wohnbevölkerung, zum Konsum von psychotropen Substanzen und deren Auswirkungen erhoben. Diverse Forschungslücken wurden geschlossen; unter anderem liegen Studien zu Rauschtrinken, zu Alkoholabhängigkeit und zu alkoholbedingten Kosten am Arbeitsplatz vor.
Blick nach vorn
Alle diese Aktivitäten haben zum Ziel, dass die Interventionen gezielt und effizient erfolgen können. Bis Ende 2012 stehen neue Schwerpunkte im Zentrum. Dies ist zum einen die programmbegleitende, nationale Alkoholpräventionskampagne, die im Mai 2011 mit der Dialogwoche (www.ich-spreche-über-alkohol.ch) gestartet wurde. Diese neuartige, partizipative Kampagne soll den offenen, gesellschaftlichen Dialog zum Thema Alkohol fördern. 2013 findet die zweite Dialogwoche statt, die Vorbereitungen laufen. Zum anderen sollen die Behandlungsangebote für Personen mit Alkoholproblemen und die Qualifizierung von Fachpersonen zur Kurzintervention optimiert werden. Dazu gehört auch die Umsetzung der Qualitätsnorm QuaTheDA (Qualität Therapie Drogen Alkohol). Für die Alkoholprävention ist die Totalrevision des Alkoholgesetzes zentral, es wird die Basis für die künftige Alkoholpolitik sein. Als nächsten Schritt wird der Bundesrat die Vorlage ans Parlament überweisen, welches schliesslich über die Ausgestaltung des Gesetzes entscheiden wird. Die Inkraftsetzung wird frühestens 2014 erfolgen.
Die Aktualität der Themen und der Handlungsbedarf für das NPA sind nach wie vor gegeben. Es ist vorgesehen, beim Bundesrat die Verlängerung des Programms bis 2016 zu beantragen. Inzwischen werden die Aktivitäten mit vereinten Kräften weitergeführt, mit der Überzeugung, dass wir dem Ziel, die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung zu fördern, ein Stück näher kommen.
Oberziele des NPA
1. Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sind für die besondere Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen durch alkoholische Getränke sensibilisiert und unterstützen entsprechende Jugendschutzmassnahmen.
2. Der problematische Alkoholkonsum (Rauschtrinken, chronischer und situationsunangepasster Konsum) ist reduziert.
3. Die Anzahl alkoholabhängiger Personen hat abgenommen.
4. Die Angehörigen und das direkte soziale Umfeld sind von den negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums spürbar entlastet.
5. Die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums auf das öffentliche Leben und die Volkswirtschaft haben sich verringert.
6. Die staatlichen und nichtstaatlichen Akteure im Bereich Alkohol koordinieren ihre Tätigkeiten und gewährleisten gemeinsam die erfolgreiche Umsetzung des Nationalen Programms Alkohol.
7. Die Bevölkerung kennt die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums und unterstützt geeignete Massnahmen, um diese zu verringern.
Links
Kontakt
Gabriela Scherer, Gabriela.Scherer@bag.admin.ch
Petra Baeriswyl, Petra.Baeriswyl@bag.admin.ch, Co-Leiterinnen Sektion Alkohol