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Engagement für die Unversehrtheit des weiblichen Körpers

Ausgabe Nr. 90
Jan. 2012
Sexuelle und reproduktive Gesundheit

Weibliche Genitalbeschneidung. Die weibliche Genitalbeschneidung (Female Genital Mutilation FGM) betrifft auch Frauen und Mädchen in der Schweiz. Die Gesetzgebung bezüglich FGM ist kürzlich präzisiert worden. Das Bundesamt für Gesundheit setzt sich schon seit Jahren mit verschiedenen Partnern für Prävention und Sensibilisierung in diesem Bereich ein.

Laut Schätzung von UNICEF leben in der Schweiz 12 000 Migrantinnen aus Regionen, in denen Genitalbeschneidung (FGM) praktiziert wird. Davon sind circa 6700 Mädchen und Frauen beschnitten oder dieser Gefahr ausgesetzt. FGM ist eine grobe Verletzung der körperlichen Unversehrtheit und verstösst gegen internationales Recht. Das Parlament hat deshalb die Gesetzgebung in diesem Bereich präzisiert und im September 2011 dem Verbot der Genitalbeschneidung zugestimmt. Mit Art. 124 des Strafgesetzbuchs wird die Verstümmelung und Beeinträchtigung weiblicher Genitalien neu ausdrücklich verboten. Zudem soll auch eine im Ausland begangene Verstümmelung weiblicher Genitalien in der Schweiz bestraft werden können.

Prävention bleibt wichtig
Dieses Verbot kann jedoch nicht das einzige Mittel sein, um Frauen und Mädchen vor FGM zu schützen. Ebenso wichtig sind Präventions- und Sensibilisierungskampagnen in den betroffenen Communitys. Zudem ist auch den medizinischen, psychologischen und recht­lichen Bedürfnissen der von FGM Betroffenen Rechnung zu tragen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) engagiert sich seit 2003 im Bereich FGM-Prävention und widmet sich seit 2005 der Umsetzung der Motion Roth-Bernasconi «Sexuelle Verstümmelungen an Frauen. Sensibilisierungs- und Präventionsmassnahmen». In Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen sind zum Beispiel die Guidelines «Patientinnen mit genitaler Beschneidung: Schweizerische Empfehlungen für Ärztinnen und Ärzte, Hebammen und Pflegefachkräfte» entwickelt worden. Sie sollen Fachleute unterstützen, von FGM Betroffene adäquat zu behandeln. Eine empfehlenswerte Publikation ist auch die Präventionsbroschüre von Terre des Femmes «Wir schützen unsere Töchter», die 2010 überarbeitet und neu aufgelegt worden ist. Sie informiert von FGM betroffene Migrantinnen in ihrer Muttersprache über gesundheitliche Auswirkungen von FGM sowie über die Rechtslage in der Schweiz. Sie ist via www.migesplus.ch gratis erhältlich.

Caritas Schweiz bietet Anlaufstelle
Eine wichtige Anlaufstelle zum Thema FGM ist die von Caritas Schweiz betriebene Vermittlungsstelle für die Prävention von Mädchenbeschneidung. Sie wird vom BAG und vom Bundesamt für Migration finanziell unterstützt. Ihre Dienstleistungen umfassen insbesondere:
– Prävention in der von FGM betroffenen Migrationsbevölkerung: Engagierte Migrantinnen und Migranten erhalten Fachwissen (individuelle Beratung, Coaching und Weiterbildung) sowie Unterstützung für die regionale Vernetzungsarbeit und die Durchführung von Präventionsveranstaltungen in ihren Communitys.
– Sensibilisierung des Gesundheits­personals: Caritas Schweiz informiert und berät Fachpersonen und Institutionen zum Thema FGM.
Kontakt: Monika Hürlimann,
Tel. 041 419 23 55;
mohuerlimann@caritas.ch
– Neben Literatur und anderen Aufklärungsmaterialien bietet Caritas Schweiz auch multiplizierbare Programme und Arbeitsmittel für die Präventions- und Sensibilisierungsarbeit in den Communitys an und stellt diese den Kantonen zur Verfügung.

Wissenstransfer in die Kantone
Zur nachhaltigen Verankerung der FGM-Präventionsarbeit organisiert Caritas Schweiz zurzeit im Auftrag des BAG auch einen Wissenstransfer in voraussichtlich drei Kantone. Durch Gespräche am Runden Tisch sollen kantonale Integrations-, Gesundheits-, Sozial- und Kinderschutzbehörden sowie engagierte Migrantinnen und Migranten besser miteinander vernetzt werden. Ziel ist, die kantonalen Behörden hinsichtlich FGM zu informieren und zu sensibilisieren, sodass sie über Know-how und Kontakte verfügen, um zusammen mit Migrantinnen, Migranten und Fachpersonen Präventionsarbeit zu leisten.

Kontakt

Sabina Hösli, Nationales Programm Migration und Gesundheit, Direktionsbereich Gesundheitspolitik, sabina.hoesli@bag.admin.ch

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