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Sexuelle Gesundheit braucht sexuelle Rechte

Ausgabe Nr. 90
Jan. 2012
Sexuelle und reproduktive Gesundheit

PLANeS. Sexuelle und reproduktive Gesundheit kann und muss im Sinne eines Menschenrechts geschützt und gefördert werden. Dafür setzt sich in der Schweiz die Stiftung PLANeS ein, die ab Ende Jahr SEXUELLE GESUNDHEIT Schweiz heisst.

Sexuelle und reproduktive Gesundheit ist nicht allein durch die Abwesenheit von Krankheit, zum Beispiel von sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV, bestimmt. Die Weltgesundheitsorganisa­tion (WHO) definiert sexuelle Gesundheit als umfassenden Zustand von körperlichem, geistigem und sozialem Wohlbefinden in Bezug auf die Sexualität. Diese Definition geht von einem positiven und respektvollen Zugang zu Sexualität und sexuellen Beziehungen aus. Sie setzt voraus, dass die Menschen die Möglichkeit haben, ihre Sexualität lustvoll und gesundheitlich ungefährlich zu erleben, frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt.

Recht auf freie Entscheidung
Ein Meilenstein in der Förderung der reproduktiven Gesundheit bildet das Aktionsprogramm, das 1994 an der UNO-Konferenz über Bevölkerung und Entwicklung in Kairo von 179 Ländern, darunter die Schweiz, verabschiedet wurde. Darin wird neben der Gleichstellung der Geschlechter und der Bildung die reproduktive und sexuelle Gesundheit als bedeutender Faktor für eine nachhaltige Entwicklung genannt und das Recht des Einzelnen, frei darüber zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder jemand haben möchte, in den Mittelpunkt gestellt. Daraus leitet sich das Recht auf Aufklärung und auf Zugang zu sicheren, wirksamen und erschwinglichen Verhütungsmitteln und Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheitsversorgung ab.
Sexuelle und reproduktive Gesundheit ist demnach verbunden mit sexuellen Rechten, die als Menschenrechte zu verstehen sind. Auf diesem Verständnis basiert die Arbeit von PLANeS, der Schweizerischen Stiftung für sexuelle und reproduktive Gesundheit. Als akkreditiertes Schweizer Mitglied der «International Planned Parenthood Federation» (IPPF) stützt sich PLANeS auf die IPPF-Deklaration über die sexuellen Rechte. Diese Deklaration ist ein wichtiges Grundlagendokument dieser in über 170 Ländern tätigen, weltweit grössten Nichtregierungsorganisation im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit.

Forderung nach obligatorischer Sexualerziehung
Eine wichtige Zielgruppe für PLANeS sind die Jugendlichen. PLANeS setzt sich dafür ein, dass in der ganzen Schweiz alle Jugendlichen eine altersgerechte sexuelle Bildung erhalten. Dieses Recht steht in der Schweiz derzeit unter Beschuss. Als Antwort darauf stellt PLANeS in einer öffentlichen Erklärung drei Forderungen:
1. Die Einführung der obligatorischen Sexualerziehung auf allen Schulstufen
2. Die Verankerung der Sexual­erziehung in den Lehrplänen aller Kantone
3. Das Angebot der Sexualerziehung in Kooperation von Schule, Eltern und Fachleuten der sexuellen Gesundheit

Entsprechende Forderungen werden auch vom Wirtschafts- und Sozialrat der UNO gestellt. Er empfiehlt der Schweiz aufgrund einer Evaluation, konkrete Programme zu sexueller Bildung einzuführen und in den Lehrplänen zu verankern.
In der Schweiz gibt es zahlreiche weitere Themen wie den Schwangerschaftsabbruch, bei denen es gilt, die sexuellen Rechte zu verteidigen. Es muss auch sichergestellt sein, dass vulnerable Gruppen wie MigrantInnen in Fragen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit nicht benachteiligt werden. Neben solchen spezifischen Geschäften ist es PLANeS ein wichtiges Anliegen, dass der Schutz und die Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in der Schweiz auch rechtlich verankert werden, zum Beispiel im neuen Präventions- und Gesundheitsförderungsgesetz. Dieses könnte eine wichtige Grundlage für eine langfristige und umfassende nationale Strategie der sexuellen Gesundheit bieten, die auf den sexuellen und reproduktiven Rechten basiert.

Von PLANeS zu SEXUELLE GESUNDHEIT Schweiz
Als nationaler Dachverband der kantonalen Beratungsstellen für Familienplanung, Schwangerschaft, Sexualität und Bildung zu sexueller Gesundheit verfügt PLANeS schweizweit über ein professionelles Netz, das dazu beträgt, die sexuelle und reproduktive Gesundheit zu fördern und die entsprechenden Rechte voranzubringen. Diese kantonalen Stellen bieten Informationen und Beratung zu Sexualität, Partnerschaft und Verhütung. Dabei leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Prävention ungewollter Schwangerschaften sowie von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. PLANeS ist denn auch Partner des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zur Umsetzung des nationalen Programms zu HIV und anderen sexuell übertrag­baren Infektionen (NPHS 2011–2017). PLANeS nimmt ausserdem wichtige Koordinations- und Vernetzungsaufgaben wahr, verwaltet im Auftrag des BAG die Webplattform www.isis-info.ch und gibt Leitlinien und Broschüren heraus. Auch in der Aus- und Weiterbildung der Fachleute in sexueller und reproduktiver Gesundheit setzt die Organisation Qualitätsstandards. Dabei arbeitet PLANeS mit Fachhochschulen zusammen und verleiht entsprechende Fachtitel. Auf politischer Ebene führt PLANeS das Sekretariat der parlamentarischen Gruppe Kairo+.
Im internationalen Kontext arbeitet PLANeS eng mit der IPPF zusammen – zurzeit als Partner von «Countdown 2015 Europe», einem dreijährigen europäischen Projekt, an dem unter der Leitung von IPPF 13 europäische Länder beteiligt sind und das von der Bill and Melinda Gates Foundation finanziert wird. PLANeS wird auf Ende Jahr hin «SEXUELLE GESUNDHEIT Schweiz» heissen.

Die öffentliche Erklärung zur und Forderung nach Sexualerziehung von Jugendlichen von PLANeS kann auf der Website von PLANeS unterschrieben werden: www.plan-s.ch

Kontakt

Stefan Boller, Sektion Prävention und Promotion, stefan.boller@bag.admin.ch

PLANeS, info@plan-s.ch

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