Europäische Pilotstudie DEMOCOPHES zur Schadstoffbelastung in der Bevölkerung
Jan. 2012Sexuelle und reproduktive Gesundheit
Human Biomonitoring. Derzeit läuft die erste gesamteuropäische Human-Biomonitoring-Pilotstudie mit dem Namen DEMOCOPHES. Dabei werden 4000 Mütter und Kinder in 17 Ländern auf Schadstoffbelastungen im Körper untersucht. Die Schweiz nimmt auch mit 120 Probandenpaaren an dieser EU-Studie teil.
Kosmetika, Lebensmittel, Möbel oder Plastikwaren: In unserem Alltag kommen wir ständig mit Gegenständen in Kontakt, welche Chemikalien enthalten. Diese meist unsichtbaren Stoffe gelangen über die Atemwege, Nahrungsmittel oder über die Haut in unseren Körper. Nicht alle Stoffe sind gesundheitsschädigend. Von manchen aber ist bekannt, dass sie negative Auswirkungen auf das Nerven-, das Immun- und das Hormonsystem haben, die Fruchtbarkeit beeinflussen und die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen können. Die Methode zur Erfassung der Chemikalienbelastung im menschlichen Körper heisst in der Fachsprache «Human Biomonitoring». Dabei wird die Konzentration eines Stoffes in Körperflüssigkeiten oder Körpergeweben wie Blut, Speichel, Urin, Muttermilch oder Haaren bestimmt.
Nationale Human-Biomonitoring-Studien zeigen auf, ob und in welchem Ausmass bestimmte Bevölkerungsgruppen oder Individuen zu einem bestimmten Zeitpunkt mit Schadstoffen belastet sind. Wiederholte Analysen erlauben die Prüfung, ob expositionsvermindernde Massnahmen die beabsichtigte Wirkung zeigen. Beispielsweise konnte mit der Messung der Bleikonzentration im Blut nachgewiesen werden, dass sich die Belastung nach der Einführung des Bleifreibenzins rapide reduziert hat und gleichzeitig das damit verbundene gesundheitliche Risiko gesunken ist.
Harmonisierung auf europäischer Ebene
DEMOCOPHES ist die erste europaweit koordinierte Pilotstudie im Bereich Human Biomonitoring (DEMO = Pilot; COPHES = COnsortium to Perform Human Biomonitoring on a European Scale). Ziel ist es, die Umsetzbarkeit eines harmonisierten Human Biomonitorings innerhalb Europas zu untersuchen sowie Standardmethoden und Abläufe zur Gewinnung von vergleichbaren Daten einzuführen. Bei DEMOCOPHES werden bei sechs- bis elfjährigen Kindern und ihren Müttern die Konzentration von Cadmium, Cotinin und Phthalaten im Urin sowie der Quecksilberkonzentration in den Haaren gemessen.
Die Vorbereitungsarbeiten der Pilotstudie haben im Herbst 2010 begonnen. Derzeit werden in 17 Ländern rund 4000 Studienteilnehmende untersucht. In der Schweiz nehmen 120 Mutter-Kind-Paare aus der Stadt Bern und aus ländlichen Gemeinden der Region Oberaargau teil. Damit sollen mögliche Stadt-Land-Unterschiede aufgedeckt werden. Neben Daten zur Chemikalienbelastung in Urin- und Haarproben werden Informationen zur Wohnumgebung, zur Ernährung und zu belastungsrelevantem Verhalten erfasst, um mögliche Expositionsquellen ermitteln zu können.
Nationales Human Biomonitoring-Programm?
In der Schweiz bestehen bereits einzelne Human-Biomonitoring-Projekte. Diese Studien werden jedoch projektbezogen und ohne einheitliche Koordination geführt. Die erhobenen Daten sind deshalb meist nicht vergleichbar, und es ist nicht möglich, ein repräsentatives Bild für die Chemikalienbelastung in der Schweizer Bevölkerung darzustellen. Die Teilnahme an der DEMOCOPHES-Pilotstudie ermöglicht der Schweiz, internationale Kooperationen aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln, aufgrund deren der Bundesrat im Jahre 2013 über ein künftiges nationales Human-Biomonitoring-Programm entscheiden wird. Die Ergebnisse der DEMOCOPHES-Studie werden im Herbst 2012 erwartet.
Die im Rahmen von DEMOCOPHES untersuchten Chemikalien
Cadmium ist ein natürlich vorkommendes Metall. Es wird u.a. in Batterien und Farben («Cadmiumgelb») verwendet.
Es kann auch in Nahrungsmitteln (Wildpilze, Innereien, Schalentiere) und im Zigarettenrauch vorkommen.
Cotinin ist ein Stoffwechselprodukt des Nikotins. Die Konzentration von Cotinin im Urin gibt Rückschluss auf die Rauch- bzw. Passivrauchexposition.
Phthalate sind Verbindungen, die vor allem und in grossem Umfang bei der Herstellung von Kunststoffen eingesetzt werden. Sie werden auch «Weichmacher» genannt.
Quecksilber ist ein natürlich vorkommendes Metall. Es wird in kleinen Mengen in Energiesparlampen und in Zahnfüllungen (Amalgam) eingesetzt und kann in Fischen und Meeresfrüchten vorkommen. Früher wurde es in Thermometern verwendet.
Kontakt
Bundesamt für Gesundheit
Direktionsbereich Verbraucherschutz
Abteilung Chemikalien
Telefon: 031 322 96 40 (Sekretariat)
E-Mail: bag-chem@bag.admin.ch