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«3 for 50», what else?

Ausgabe Nr. 93
Jul. 2012
Nationale Präventionsprogramme

Forum Léonie Chinet. In Sachen Prävention weist uns der Slogan der «Oxford-Allianz für Gesundheit» den Weg: ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung und Tabakabstinenz ermöglichen es, die vier wichtigsten Erkrankungen zu vermeiden, die für über 50% der gesamten Todesfälle verantwortlich sind. Über diese 3 Verhaltensweisen hinaus sind die Risikofaktoren für unsere Gesundheit weitgehend dokumentiert und bekannt. Warum also sollen wir uns mit Programmen überhäufen, handeln wir endlich!

Gewiss, aber wie ist es möglich, angesichts der Vielzahl von Akteuren und der trotz allem begrenzten Ressourcen, all diese Bemühungen für eine optimale Effizienz zu bündeln?
Mit der Lancierung eines Präventionsprogramms bekräftigt ein Kanton sein Engagement in einem Gebiet, das er für wichtig erachtet. Er setzt damit ein deutliches Zeichen für die kommunalen und kantonalen Behörden, aber auch für die Bevölkerung und die Organisationen im Präventionsbereich. Er legt Ziele fest, über deren Erreichung Rechenschaft abgelegt werden muss, und lädt alle Partner zur Mitwirkung ein. Verantwortlich für die Bereitstellung von Präventions- und Gesundheitsförderungsmassnahmen, verpflichtet sich die Kantonsregierung durch ihr Programm, nicht nur Mittel für die Erreichung ihrer Ziele bereitzustellen, sondern durch ihre Entscheidungen in verschiedenen Bereichen eine Lebenswelt zu fördern, welche es ermöglicht oder noch besser: erleichtert, diese Ziele zu erreichen. Als Bindeglied zwischen der Bundes- und der lokalen Ebene ermöglicht ein kantonales Programm schliesslich, die Erfahrung und Innovation aus dem Feld für ein gemeinsames Ziel und möglichst breit zu nutzen.
So gesehen, bilden die nationalen Programme einen unverzichtbaren Rahmen, der es den Kantonen erlaubt, ihre Kompetenzen zum Tragen zu bringen. Sie legitimieren deren Investitionen in den jeweiligen Bereichen und ermutigen sie, gemeinsam – unter Einbezug der regionalen Vielfalt – am gleichen Strick zu ziehen. Während die Kantone mittels ihrer interkantonalen Koordinationsinstanzen andere an den erzielten Erfolgen teilhaben lassen – und dabei die Kohärenz und die Komplementarität ihrer Massnahmen gewährleisten –, liefert der Bund die Prioritäten, basierend auf klaren wissenschaftlichen Erkenntnissen, und legt gemeinsame Ziele sowie eine entsprechende Strategie fest. So können die Kantone auf die Kompetenzen und Ressourcen des Bundesamts für Gesundheit zurückgreifen, um ihre kantonalen Präventionsprogramme zu entwickeln und umzusetzen.
Das Tabakpräventionsprogramm des Kantons Waadt beispielsweise hat dazu beigetragen, die diesem Bereich zugewiesenen Mittel zu erhöhen und die Zusammenarbeit auszubauen, und weist einige konkrete Ergebnisse auf: ein Informations- und Kompetenzzentrum für Behörden und Bevölkerung, Tabakprävention in den Schulen, bei Lehrlingen, bei (werdenden) jungen Eltern, Angehörigen der Gesundheitsberufe und eine Integration des Themas in die jeweilige Politik in diesen Bereichen. Auf legislativer Ebene wurden Rechtsgrundlagen für den Schutz vor Passivrauch sowie die Beschränkung der Erhältlichkeit von Produkten und entsprechender Werbung geschaffen, auch wenn für diese Themen zum Teil andere Abteilungen zuständig sind als für die Gesundheit.
Wenn Präventionsprogramme der Behörden nicht Selbstzweck sind, sind sie nicht weniger als das beste Mittel zum Schutz der Gesundheit der gesamten Bevölkerung, was mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erreicht werden kann.


Léonie Chinet, M. A., Projektleiterin für Suchtprobleme, Gesundheitsamt Kanton Waadt, Mitglied der EKTP

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