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Zur Minderung der negativen Folgen des Alkoholkonsums für den Einzelnen und für die Gesellschaft

Ausgabe Nr. 107
Dez. 2014
Nationale Strategien und Präventionsprogramme

Nationales Programm Alkohol. 2013 startete die zweite Phase des Nationalen Programms Alkohol (NPA), die bis 2016 dauert. In diesem Jahr stand die Weiterführung und Festigung des Allianzgedankens im Vordergrund.

Nationales Programm Alkohol. 2013 startete die zweite Phase des Nationalen Programms Alkohol (NPA), die bis 2016 dauert. In diesem Jahr stand die Weiterführung und Festigung des Allianzgedankens im Vordergrund.

Als Folge der Evaluation der ersten NPA-Phase (2008–2012) wurde 2013 in Zusammenarbeit mit den wichtigsten Partnern ein Wirkungsmodell erarbeitet. Dieses legt die Ziele der einzelnen Projekte fest und entwickelte Indikatoren, um diese zu überprüfen. Die wichtigsten Partner sind die Kantone, die Eidgenössische Alkoholverwaltung, Sucht Schweiz, die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht Infodrog sowie die Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK.
Ein Schwerpunkt und Highlight in der Festigung des Allianzgedankens zwischen den Partnern bildete das Projekt «Erfolgsfaktoren kantonaler Alkoholpolitik», welches im Jahr 2013 aufgenommen und 2014 weitergeführt wurde. Dieses Instrument dient zur Beurteilung der kantonalen Alkoholpräventionsmassnahmen und hat zum Ziel, die Kantone in ihren Alkoholpolitiken zu stärken.

Das NPA umfasst fünf Handlungsfelder. Im Folgenden werden abgeschlossene und laufende Projekte der Jahre 2013 und 2014 dargestellt.

Handlungsfeld 1: Gesundheitsschutz/Gesundheitsförderung und Früherkennung
Dieses Handlungsfeld fokussiert auf die Früherkennung bei jungen Erwachsenen in der Berufsbildung, weil die 15- bis 24-Jährigen eine besonders vulnerable Gruppe bilden. Das Projekt «Alkoholprävention bei jungen Erwachsenen in der Berufsbildung» hat zum Ziel, bedürfnisgerechte Präventionsprogramme für Lehrbetriebe zu entwickeln und zu implementieren. Sucht Schweiz hat dazu Anfang 2014 eine Befragung von Lehrlingsbetrieben sowie von KMU durchgeführt. Die Erhebung soll über bestehende Präventionsansätze Aufschluss geben und aufzeigen, welche Projekte am erfolgversprechendsten sind.

Einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung leisten aufgrund ihrer Niederschwelligkeit diverse Online-Alkohol-Selbsttests. Zahlreiche Institutionen bieten solche an, wobei sich diese in Form und Inhalt teilweise unterscheiden. Deshalb erarbeitete Infodrog eine «Machbarkeitsstudie zur Standardisierung von Online-Alkohol-Selbsttests». Diese zeigt Möglichkeiten auf, die Angebote zu vereinheitlichen und zu standardisieren.

Handlungsfeld 2: Behandlung und soziale Integration
In diesem Handlungsfeld stehen alkohol­abhängige Personen und deren Angehörige im Vordergrund.
Das Projekt «Kurzintervention Ärzteschaft» entwickelt Weiterbildungsangebote für Hausärztinnen und -ärzte. Diese Angebote unterstützen sie bei ihrer Aufgabe, Patientinnen und Patienten auf problematischen Alkoholkonsum anzusprechen und bei Bedarf zu intervenieren.

Infodrog ist federführend im Projekt «Stärkung der Selbsthilfe», welches auf eine verbesserte Wahrnehmung von Selbsthilfeorganisationen zielt. Diese sollen besser mit professionellen Suchthilfeangeboten vernetzt werden. Eine Tagung zu diesem Thema fand im März 2014 statt. Durch die Stärkung der Selbsthilfe wird ein wichtiger Beitrag zu einem diversifizierten Angebot geleistet.

Handlungsfeld 3: Individuelle und gesellschaftliche Schadensminderung
Dieses Handlungsfeld hat zum Ziel, gesellschaftliche Schäden wie Gewalt oder Unfälle zu mindern sowie Kindern und Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien zu helfen.

Hintergrund des Projekts «Sensibilisierung von Fachpersonen für alkoholbedingte Schäden während der Schwangerschaft» ist eine Vereinheitlichung der Botschaften für schwangere Frauen und deren Partner. Denn trotz zahlreicher Studien zum Thema sind sich die Wissenschaft sowie das medizinische Fachpersonal uneinig. Ein Bericht, der seit Ende 2013 vorliegt, fasst die Grauzonen und die teilweise vorhandenen Widersprüche zusammen. In der zweiten Projektphase soll nun ein Konsens in Bezug auf kommunikative Botschaften erzielt werden. Dazu läuft seit 2014 eine Befragung von Expertinnen und Experten nach der Delphi-Methode.

Jugendschutzkonzepte für bewilligungspflichtige Publikumsanlässe sind Sache der Kantone, von denen aber nur wenige über Gesamtkonzepte verfügen. Deshalb erstellte 2013 eine interkantonale Arbeitsgruppe im Auftrag der GDK Grundlagen und Empfehlungen. Den kantonalen Präventionsfachstellen wird eine Reihe von Materialien und Ideen zur Verfügung gestellt. Für die Jahre 2014 und 2015 stehen nun die Bewerbung und die Bekanntmachung dieser Empfehlungen im Vordergrund.

Kinder mit einem alkoholkranken Elternteil haben grosses Leid zu ertragen. Dazu bietet Sucht Schweiz im Rahmen des Projekts «Risikoeinschätzung und Interventionsplanung alkoholbelasteter Familien» einen ganzen Strauss von Massnahmen an wie Schulungen, Leitfäden und Vernetzungstreffen.

Projekt «Aufbau eines strukturierten Vorgehens bei der Hospitalisierung von Jugendlichen mit Alkoholintoxikation». Wird ein Jugendlicher aufgrund einer Alkoholvergiftung hospitalisiert, sind die Vorgehensweisen und die Nachbetreuung in den Spitälern sehr unterschiedlich. Sucht Schweiz untersuchte die verschiedenen Methoden und erarbeitete erfolgversprechende Empfehlungen im Sinne von Best Practice.

Handlungsfeld 4: Marktregulierung und Jugendschutz
Die Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV) führte Testkäufe durch, um festzustellen, wie die Jugendschutzbestimmungen beim Verkauf von Alkohol durchgesetzt werden. Im Juli 2014 wurden die Daten des Vorjahres ausgewertet.

Zusammen mit Gastrosuisse forciert die EAV die Schulung des Verkaufspersonals. Es wurden einerseits neue Plakate mit dem Hinweis der Altersbeschränkung produziert, andererseits auch Tabellen mit Altersgruppen. Diese helfen dem Verkaufspersonal, das Alter der jungen Käuferinnen und Käufer alko­holischer Getränke rasch auszurechnen.

Handlungsfeld 5: Information und Sensibilisierung
Im Mai 2013 fand im Rahmen der Alkoholpräventionskampagne «Ich spreche über Alkohol» die Dialogwoche statt. Rund 230 Akteure der Alkoholpräven­tion machten in Form verschiedener Aktionen auf das Thema Alkohol aufmerksam und suchten den Dialog mit der breiten Bevölkerung. Die Dialogwoche für 2015 ist aktuell in Planung. Die Dialogwoche wird künftig durch eine Dachkampagne begleitet, die zurzeit erarbeitet wird.

Nationales Programm Alkohol 2008–2016: Die Ziele

Vision: «Wer alkoholische Getränke trinkt, tut dies, ohne sich selber und anderen Schaden zuzufügen.»
Oberziel 1, Sensibilisierung der Bevölkerung: Die Bevölkerung kennt die negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums und unterstützt geeignete Massnahmen, um diese zu verringern.
Oberziel 2, aktiver Jugendschutz: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sind für die besondere Verletzlichkeit von Kindern und Jugendlichen durch alkoholische Getränke sensibilisiert und unterstützen entsprechende Jugendschutzmassnahmen.
Oberziel 3, Reduktion des problematischen Konsums: Das Rauschtrinken, der chronische und situationsunangepasste Konsum ist reduziert.
Oberziel 4, Bekämpfung der Alkoholabhängigkeit: Die Anzahl alkoholabhängiger Personen hat abgenommen.
Oberziel 5, Verminderung der negativen sozialen Folgen: Die negativen Auswirkungen des Alkoholmissbrauchs auf das öffentliche Leben und die Volkswirtschaft haben sich verringert.
Oberziel 6, Schutz des direkten Umfeldes: Die Angehörigen und das direkte soziale Umfeld sind von den negativen Auswirkungen des Alkoholkonsums spürbar entlastet.
Oberziel 7, Vernetzung der Akteure: Die staatlichen und nichtstaatlichen Akteure im Bereich Alkohol koordinieren ihre Tätigkeiten und gewährleisten die erfolgreiche Umsetzung des NPA 2013–2016.

Kontakt

Gabriela Scherer (Gabriela.Scherer@bag.admin.ch) und Petra Baeriswyl (Petra.Baeriswyl@bag.admin.ch), Co-Leiterinnen Sektion Alkohol

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