Intensiver Austausch unter Fachleuten
Dez. 2014Nationale Strategien und Präventionsprogramme
Dritte Partnerplattform Tabakprävention. An der diesjährigen dritten Partnerplattform Tabakprävention haben über 90 Partner teilgenommen, um die Entwicklungen zu diskutieren und sich zum aktuellen Stand der Umsetzung des Nationalen Programms Tabak auszutauschen. Hauptthema war der Entwurf zum neuen Tabakproduktegesetz.
Die Partnerplattform Tabakprävention ist das jährliche Austauschtreffen der Strategischen Leitung des Nationalen Programms Tabak (NPT) und seiner Umsetzungspartner. Diese Treffen sollen sicherstellen, dass das NPT koordiniert und zielgerichtet umgesetzt wird. Die dritte Partnerplattform Tabakprävention fand am 17. Juni 2014 in Bern statt.
Diskussion um Tabakproduktegesetz
Die grösste Aufmerksamkeit galt den Präsentationen und der Diskussion des Vorentwurfs zum neuen Tabakproduktegesetz (TabPG), einem der strategischen Ziele des NPT. Dieses soll weitgehend die Bestimmungen aus dem aktuellen Lebensmittelgesetz übernehmen und Vermarktung, Werbung, Abgabe sowie die Informationen zu den Gesundheitsgefahren regeln. Die Bereiche Werbung und Abgabe sollen durch weitergehende Bestimmungen ergänzt werden, um insbesondere die Jugendlichen besser vor den schädlichen Auswirkungen des Rauchens zu schützen.
Werbeeinschränkungen und Jugendschutz zu lau
Pascal Diethelm von der Stiftung OxyRomandie legte in seiner Präsentation eine kritische Haltung gegenüber dem Vorentwurf zum TabPG dar. Dieses lasse im Bereich Werbeeinschränkungen und Jugendschutz noch zu viele Schlupflöcher offen. Die Tabakindustrie kenne heute viele subtile, aber effektive Wege und Mittel, ihre Werbebotschaften zu verbreiten. Entsprechend äusserten sich die Partner zum Vorentwurf: Die darin definierten Werbeeinschränkungen gehen den meisten zu wenig weit. Auch bei expliziten Jugendschutzmassnahmen entspricht das Gesetz noch nicht den Vorstellungen der Partner. So seien zum Beispiel die im neuen Gesetz vorgesehenen Testkäufe zur Kontrolle des Verkaufsverbots an Minderjährige zu wenig abschreckend. Gefordert wurde die Möglichkeit, scharfe Sanktionen zu ergreifen.
Regelung für E-Rauchen
Abgesehen von diesen Hauptkritikpunkten stiess der Entwurf aber auf ein positives Echo, insbesondere die verbindliche Regelung für neue Tabakprodukte wie nikotinhaltige E-Zigaretten, E-Zigarren oder E-Shishas. Sie sollen im neuen Gesetz den anderen Tabakprodukten gleichgestellt und ähnlich wie diese geregelt werden. Zudem sollen gewisse Bestimmungen auch auf Produkte ohne Nikotin angewendet werden können, wenn es der Gesundheitsschutz erfordert.
Arbeitsgruppen
Neben der Diskussion des TabPG wurde der aktuelle Stand der Tätigkeiten der thematischen Arbeitsgruppen (AGs) der Partnerplattform Tabakprävention präsentiert und das weitere Vorgehen vorgestellt. Die AG Wissen und Forschung beispielsweise kam in ihrer Arbeit zur Erkenntnis, dass die Tabakprävention verstärkt wissensbasierte und zielgruppenspezifische Analysen entwickeln soll. Die AG Kantonale Tabakpräventionsprogramme führte unter anderem anlässlich einer Austauschveranstaltung eine Bedürfniserhebung bei den Kantonen durch und plant nun verschiedene Vernetzungsangebote für die Kantone wie regelmässige Austauschtreffen. Auch die anderen AG, die nicht aus der Partnerplattform Tabakprävention entstanden, wie die Steuergruppe Partnerkampagne NPT oder die AG Politik (der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz), stellten ihre Arbeit und ihr weiteres Vorgehen vor.
Insgesamt besteht in der Schweizer Tabakprävention noch Handlungsbedarf, wie Joëlle Pitteloud, die Leiterin der Sektion Tabak des BAG, in Erinnerung rief. Ziel des NPT sei es, bis 2016 die Anzahl der Rauchenden in der Schweiz von 29% (2007) auf 23% zu senken. Die Folgen des Tabakkonsums – mit jährlich etwa 9000 Todesfällen in der Schweiz – verursachen viel Leid bei den Betroffenen und deren Angehörigen. Das gemeinsame Ziel in der Tabakprävention muss sein, das Entstehen dieses Leids möglichst zu verhindern. Diese Aufgabe kann niemand allein bewältigen, dazu braucht es die gemeinsame Anstrengung aller Partner.
Kontakt
Joëlle Pitteloud, Leiterin Sektion Tabak, joelle.pitteloud@bag.admin.ch