Aus erster Hand
Dez. 2014Nationale Strategien und Präventionsprogramme
Editorial Pascal Strupler. Noch vor ein paar wenigen Jahrzehnten bedrohten vor allem übertragbare Krankheiten das Leben unserer Eltern und Grosseltern. Die Erkenntnisse der Forschung und Medizin sowie sozialpolitische Massnahmen haben sie eingedämmt oder eliminiert. Die meisten Menschen sterben heute an nichtübertragbaren Krankheiten: Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Diabetes heissen die grossen Bedrohungen für unsere Gesundheit. Wir leben zwar immer länger, werden aber in den letzten Lebensjahren immer anfälliger für diese Krankheiten.
Wir haben eine immer grössere Auswahl an einwandfreien Lebensmitteln und doch ernähren wir uns nicht ausgewogen. Wir haben einen hohen Grad an Mobilität erreicht und gleichzeitig bewegen wir uns zu wenig. Wir haben unzählige Freizeitangebote und doch leiden wir zunehmend unter Stress. Ein nicht vernachlässigbarer Teil der Bevölkerung wird durch Rauchen, übermässiges Trinken, einseitige Ernährung, mangelnde Bewegung oder illegale Drogen anfällig für chronische Krankheiten. Unser Lebensstil vereitelt somit des Öfteren unnötigerweise die Fortschritte der Lebensmittelsicherheit und der Medizin.
In den letzten Jahren hat das BAG mit seinen Präventionsprogrammen Tabak, Alkohol, Ernährung und Bewegung und Drogen in Zusammenarbeit mit den Kantonen und zahlreichen Organisationen an der Front grosse Pionierarbeit geleistet. Auf dieser Erfahrung aufbauend soll mit Blick auf neue Gegebenheiten, Erkenntnisse und Herausforderungen eine Nationale Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten definiert und umgesetzt werden. Daran arbeiten heute die Akteure des Gesundheitswesens mit voller Kraft. Die Menschen sollen in die Lage versetzt werden, für ihre Gesundheit die möglichst besten Entscheide zu treffen. Nicht mittels Verboten oder Zwang. Gesundheitsförderung und Krankheitsvorbeugung soll vermehrt über Wissensvermittlung, Beratung und Sensibilisierung erfolgen. Nicht als Ersatz für die Eigenverantwortung des Einzelnen, sondern – im Gegenteil – zu ihrer Stärkung. Nur wer weiss, was er seiner Gesundheit zumuten kann und für seine Gesundheit tun könnte, wird diese Eigenverantwortung überhaupt wahrnehmen können. Wissen ist Macht – auch was die eigene Gesundheit betrifft. Wer die Eigenverantwortung durch diese Form der Prävention bedroht sieht, tut es wohl, aus welchen Gründen auch immer, wider besseres Wissen.
Pascal Strupler
Direktor
Bundesamt für Gesundheit