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Gemeinsam für eine Gesellschaft, in der weniger Menschen an den Folgen des Rauchens erkranken oder sterben

Ausgabe Nr. 107
Dez. 2014
Nationale Strategien und Präventionsprogramme

Nationales Programm Tabak. Der Bundesrat hat am 9. Mai 2012 das Nationale Programm Tabak um vier weitere Jahre bis Ende 2016 verlängert. Die Verlängerung gewährleistet die nachhaltige Wirkung bereits aufgenommener Präventionsaktivitäten.

Im Jahr 2013 startete die zweite Phase des Nationalen Programms Tabak (NPT). Es bietet sich nun die Gelegenheit, ein Fazit zum Halbzeitstand der zweiten Phase zu ziehen. Um die drei Oberziele des NPT (s. Box) zu erreichen, wurde weiterhin in den folgenden vier Handlungsfeldern gearbeitet: «Information und Meinungsbildung», «Gesundheitsschutz und Marktregulierung», «Verhaltensprävention» und «Koordination und Zusammenarbeit». Die Strategische Leitung des NPT definierte letztes Jahr in einem Massnahmenplan zum NPT 14 prioritäre Massnahmen, die es in der zweite Phase des NPT umzusetzen gilt. Nachfolgend soll ein Überblick über die wichtigsten laufenden Arbeiten in den vier Handlungsfeldern gegeben werden.

Information und Meinungsbildung
Im Zentrum steht hier die neue Partnerkampagne NPT, die unter der bereits bekannten Dachmarke «SmokeFree» Anfang 2015 anlaufen und während dreier Jahre sichtbar sein soll. Eine Besonderheit dieser Kampagne ist die partnerschaftliche Entwicklung und Umsetzung: Die Kampagne wird von einer Steuergruppe getragen, die zu gleichen Teilen aus Vertretungen der NGO, der Kantone und des BAG besteht. Die Einsetzung der Steuergruppe hat sich als wirkungsvolle und fruchtbare Massnahme erwiesen, da die Ideen, Wünsche und Erfahrungen kompetenter Partner in die Kampagne mit einfliessen können. Für alle Akteure der Tabakprävention besteht zudem die Möglichkeit, sich über verschiedene Partner- und Teilprojekte aktiv an der Kampagne zu beteiligen.
Die Kampagne richtet sich als Sensibilisierungskampagne an die Gesamtbevölkerung und soll die soziale Norm des Nichtrauchens stärken. Sie unterstützt mit einem starken öffentlichen Auftritt die vielfältigen Tabakpräventionsbemühungen in der Schweiz.
Als Motivationskampagne wird in der neuen Kampagne ein besonderer Fokus auf die Zielgruppe der Rauchenden gelegt. Diese sollen zum Rauchstopp motiviert und in ihrer Entscheidung, mit dem Rauchen aufzuhören, unterstützt werden. Denn die letzten Zahlen des Suchtmonitorings Schweiz haben gezeigt, dass etwa ein Drittel der Rauchenden den Wunsch hegt, innerhalb der nächsten 6 Monate mit dem Rauchen aufzuhören. Über die Hälfte der täglichrauchenden gab den generellen Wunsch an, mit dem Rauchen aufhören zu wollen.
Des Weiteren wurde unter dem Dach der Partnerplattform Tabakprävention die AG Wissen und Forschung ins Leben gerufen. Ambitioniertes Ziel dieser aus Vertretungen von Bund, Kantonen und NGO bestehenden Arbeitsgruppe ist die Institutionalisierung eines Wissensmanagementsystems unter den Akteuren der Tabakprävention. Die Gründung der AG entspricht dem Bedarf der Partner, das immense, aber verteilte Wissen der Akteure zu bündeln. Da ständig neue Studien entstehen, ist es zudem sehr schwierig und zeitaufwendig, das Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten; dieser Herausforderung stellt sich die neue Arbeitsgruppe.

Gesundheitsschutz und Marktregulierung
Am 21. Mai 2014 hat der Bundesrat den Vorentwurf zum Tabakproduktegesetz (TabPG) in die Vernehmlassung geschickt. Diese lief bis zum 12. September 2014. Kernstück des Gesetzesentwurfs ist der bessere Jugendschutz. Dieser soll hauptsächlich durch weitergehende Werbeeinschränkungen und ein einheitliches, nationales Verkaufs- und Abgabeverbot an Minderjährige gewährleistet werden. Der Vorentwurf zum TabPG sieht zudem eine Kommerzialisierung des Verkaufs von nikotinhaltigen E-Zigaretten bzw. deren Liquids vor. Bis heute ist lediglich der Import von 150 ml nikotinhaltiger Liquids für Privatpersonen zulässig. Die Kommer­zialisierung von E-Zigaretten mit Nikotin zu denselben Bedingungen wie Zigaretten soll eine bessere Kontrolle der Produktqualität ermöglichen.

Verhaltensprävention
Die Federführung für Massnahmen der Verhaltensprävention liegt bei den Kantonen, Gemeinden und Präventionsinstitutionen. Das BAG tritt in diesem Handlungsfeld nur subsidiär in Erscheinung. Im Zentrum der Verhaltensprävention stehen Aktivitäten, die darauf abzielen, den Einstieg in den Tabakkonsum zu verhindern, den Ausstieg zu fördern und die Bevölkerung vor Passivrauch zu schützen. Finanziert werden solche Projekte mehrheitlich durch den Tabakpräventionsfonds (TPF), aber auch durch Eigenmittel der Akteure. Besonders erfreulich ist, dass vermehrt kantonale Tabakpräventionsprogramme erarbeitet wurden. Eine Übersicht der vom TPF finanziell unterstützten Projekte ist auf der Website des TPF abrufbar: http://www.bag.admin.ch/tabak_praevention/tpf/index.html?lang=de. Die oben erwähnte AG Wissen und Forschung verfolgt als zweites Ziel, ein geteiltes Verständnis zur Definition von Best Practices und zur Einsatzmöglichkeit zu erarbeiten. Aufgrund der zeitintensiven Arbeit zum Wissensmanagementsystem steht diese Arbeit noch am Anfang.

Koordination und Zusammenarbeit
Insgesamt konnte die Zusammenarbeit und Koordination mit den Partnern der Tabakprävention verbessert werden. Dies unter anderem durch die regelmässig stattfindende Partnerplattform Tabakprävention und durch bilaterale Kontakte mit den Umsetzungspartnern. Die Anliegen der Tabakpräven­tion fliessen aber auch in die Erarbeitung der zukünftigen Strategie zu den nichtübertragbaren Krankheiten und in die zukünftige Strategie Sucht ein, welche gemeinsam mit Partnern stattfindet.

Die seit Ende 2012 jährlich stattfindende Partnerplattform Tabakprävention stellt sicher, dass die Umsetzung des NPT koordiniert, zielgerichtet und unter Beteiligung der engagierten Umsetzungspartner erfolgt. Die Auswertung der ersten Partnerplattform Tabakpräven­tion zeigte das Bedürfnis der Partner nach einer Konkretisierung der Umsetzung des NPT in Arbeitsgruppen. Anlässlich der zweiten Partnerplattform im Jahr 2013 wurde diese Umsetzung geplant und es wurden thematische AGs gegründet. An der diesjährigen dritten Partnerplattform Tabakprävention haben über 90 Umsetzungspartner teilgenommen, um sich über den aktuellen Stand der Umsetzung des NPT und die Arbeit der AG zu informieren und in Workshops zu diskutieren. Weiter wurde der Vorentwurf zum TabPG präsentiert und es fand eine inhaltliche Diskussion statt, bei der die Partner ihre ersten Gedanken zum Vorentwurf äussern konnten.
Ferner wurde unter dem Dach der Partnerplattform Tabakprävention die AG Kantonale Tabakpräventionsprogramme gegründet. Sie besteht aus je einem ständigen Mitglied von BAG, TPF und der Vereinigung der Kantonalen Beauftragten für Gesundheitsförderung. Bei Bedarf können weitere Personen beigezogen werden (aus Kantonen, NGO oder Bundesverwaltung). Die Arbeitsgruppe verfolgt nachstehende aus dem NPT abgeleiteten Ziele: Austausch und Koordination zwischen den Tabakpräventionspartnern sowie Austausch und Koordination mit Akteuren, die die Tabakprävention beeinflussen. Die AG unterstützt die Kantone bei der Erarbeitung und Umsetzung kantonaler Tabakpräventionsprogramme, indem sie Veranstaltungen zum Wissens- und Erfahrungsaustausch organisiert. Im März 2014 wurden die Bedürfnisse der Kantone anlässlich einer Austauschveranstaltung erhoben und im Anschluss in einem Konzept festgehalten. Geplant sind weitere Austauschveranstaltungen (ab 2015) sowie ein Pilot für den Austausch auf einer elektronischen Plattform (ab Herbst/Winter 2014).

Nationales Programm Tabak 2008–2016: Das Wichtigste in Kürze

Mission: Die tabakbedingten Todes- und Krankheitsfälle in der Schweiz sind reduziert.
Oberziel 1: Der Anteil der Rauchenden in der Wohnbevölkerung der Schweiz ist um 20%, d.h. von 29% (2007) auf rund 23%, gesunken.
Oberziel 2: Der Anteil der Rauchenden in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen ist um 20%, d.h. von 24% (2007) auf unter 20%, gesunken.
Oberziel 3: Der Anteil der Personen, die wöchentlich 7 Stunden oder mehr dem Tabakrauch anderer Personen (Passivrauchen) ausgesetzt sind, ist um 80%, d.h. von 27% (2006) auf rund 5%, gesunken.

Kontakt

Joëlle Pitteloud, Leiterin Sektion Tabak, joelle.pitteloud@bag.admin.ch

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