Sprunglinks

zurück

Wie steht es um die Gesundheit von Menschen mit Migrationshintergrund?

Ausgabe Nr. 82
Sep. 2010
Herausforderung Sucht

Gesundheitsmonitoring. Dass der Gesundheitszustand der Migrantinnen und Migranten in der Schweiz schlechter ist als jener der einheimischen Bevölkerung, ist bekannt. Das zweite Gesundheitsmonitoring bei Personen mit Migrationshintergrund in der Schweiz (GMM ll) soll weitere Erkenntnisse zum Thema liefern.

Die Schweizer Gesundheitspolitik orientiert sich grundsätzlich an der Gewährleistung von gesundheitlicher Chancengleichheit. Diese ist dann gegeben, wenn alle in der Schweiz lebenden Personen dieselbe Chance haben, gesund zu sein bzw. ihr Gesundheitspotenzial voll auszuschöpfen. Migration per se macht zwar nicht krank, jedoch sind Migrantinnen und Migranten gesundheitlich besonders vulnerabel und bedürfen hinsichtlich der angestrebten Chancengleichheit spezieller Beachtung. Als Ursachen für die höhere Vulnerabilität gelten hauptsächlich materielle und psychische Belastungen (z. B. ungünstige sozioökonomische Lage, Diskriminierung), ungesunde Verhaltensweisen (z. B. Tabakkonsum, wenig Bewegung), Informationsdefizite und eine schlech­tere Nutzung präventiver Angebote. Hinzu kommt, dass das schweizerische Gesundheitssystem noch zu wenig migrationsgerecht ausgestaltet ist (z. B. Sprachbarrieren). Um diesen Benachteiligungen entgegenzutreten, lancierte der Bund unter der Federführung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) die Bundesstrategie Migration und Gesundheit 2002–2007. Im Rahmen dieser Strategie wurde 2004 eine erste Befragung zur Gesundheitssituation und zum Gesundheitsverhalten der Migrationsbevölkerung durchgeführt (GMM l).
Diese Befragung lieferte interessante neue Erkenntnisse für die Umsetzung erfolgreicher Projekte, zum Beispiel der Internetplattform www.migesplus.ch (Gesundheitsratgeber für die Migrations­bevölkerung).

Zweites Gesundheitsmonitoring soll weitere Verbesserungs­potenziale aufzeigen
Um nun die Datenlage weiterhin zu verbessern und mittelfristig Veränderungstendenzen im Gesundheitszustand und -verhalten der Migrationsbevölkerung zu erkennen, hat das BAG ein zweites Monitoring in Auftrag gegeben (GMM ll). Es ist Teil des Nationalen Programms Migration und Gesundheit 2008–2013, das Massnahmen in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention, Bildung und Versorgung im Gesundheitswesen, interkulturelles Übersetzen und Forschung umfasst.

Die Forschungsergebnisse des GMM ll sollen folgende Fragen beantworten:
1. Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der Migrationsbevölkerung und der einheimischen Bevölkerung hinsichtlich Gesundheitszustand, -verhalten, -kompetenzen und Zugang zum Gesundheitssystem?
2. Was sind die gesundheitlichen Unterschiede innerhalb der Migrations­bevölkerung und welche Gruppen sind bezüglich Gesundheit am vulnerabelsten?
3. Was sind die wichtigsten Determinanten der eruierten Unterschiede und wie stark sind deren Einflüsse? Solche Determinanten können Geschlecht, Alter, Arbeit/Einkommen, Bildung, soziale Integration, Bedingungen im Herkunftsland, Migrationsprozess, Ethnizität, aufenthaltsrechtliche Situation und Sprachkompetenzen sein.

Stichprobe des GMM ll
Befragt werden insgesamt 3000 Personen mit Migrationshintergrund. Als Vergleichsstichprobe der einheimischen Bevölkerung dient die Stichprobe der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 2007.

Die Datenerhebung wird voraussichtlich von September bis Dezember 2010 durchgeführt. Die Leitung des umfangreichen Projekts, in das vier Institute involviert sind, liegt bei Jürg Guggisberg, Büro Bass. Der Schlussbericht wird auf Juni 2011 erwartet.

Kontakt

Thomas Spang, Nationales Programm Migration und Gesundheit, thomas.spang@bag.admin.ch

Nach oben